Watt, Gewicht, Pässe: Du gegen einen Radprofi
Watt, Gewicht, Pässe: Jedermann gegen Radprofi
in Training
Schneller bergauf mit dem Rennrad
Was können Radprofis, was andere nicht können? Vor allem in den Bergen, an den Pässen? Schneller bergauf fahren, das will wohl jeder Rennradfahrer. Manfred Nüscheler von der Universität Bern hat sich dazu die Rekordfahrt Marco Pantanis während der Tour de France 1997 angeschaut. Dort nahm er dem späteren Gesamtsieger Jan Ullrich viel Zeit ab.
Der Anstieg: 14,5 Kilometer
1130 Höhenmeter.
Pantanis Zeit: 37:35 Minuten
Seine Durchschnittsleistung: 403 Watt
- Das entspricht (auf das Systemgewicht inklusive Rad und Kleidung von 65 Kilogramm gerechnet) einer Durchschnitts-Dauerleistung von: 6,2 Watt pro Kilogramm
- Zeit, die ein durchschnittlicher Hobbyfahrer benötigt: rund 90 Minuten
- Relativer Zeitverlust pro Kilogramm „zu viel“: 1 bis 1,5 Prozent
Fabelrekord nach Alpe d’Huez – Wattzahlen und Gewicht
Marco Pantani war 172 Zentimeter groß und wog damals 56 Kilogramm. Das entspricht einem BMI von: 18,9.
Diese Gesamtleistung setzt sich zusammen aus:
- Höhenunterschied 319 Watt
- Rollreibung 35 Watt
- Luftwiderstand 33 Watt
- Innere Reibung 16 Watt
Pantanis mittlere Dauerleistung betrug somit 6,2 Watt/Kilogramm (403 Watt: 65 kg = 6,2 Watt/kg). Dies ist ein Rekordwert.
Vergleich zum Hobby- und Nicht-Sportler
Die Dauerleistungen von:
A) Einem Radprofi – mindestens 5 Watt / Kilogramm (Systemgewicht mit Rad und Kleidung)
B) Einem Amateur-Rennfahrer – 4 bis 5 Watt / Kilogramm
C) Einem Hobby-Radsportler – 3 bis 4 Watt / Kilogramm
D) Einem Tourenfahrer – 2 bis 3 Watt / Kilogramm
E) Einem Nicht-Ausdauertrainierten – weniger als 2 Watt / Kilogramm
Wie wichtig ist das Fahrrad?
Fakt 1: Einem so leichten Fahrer wie Pantani bringt ein um ein Kilogramm leichteres Rennrad an einem Berg wie Alpe d’Huez ein Zeitgewinn von rund 1,5 Prozent.
Fakt 2: Wäre Pantanis Rad zwei Kilogramm schwerer gewesen, hätte sein relative Leistung „nur“ 6,0 Watt pro Kilogramm (Systemgewicht) betragen.
Zeitverlust: rund 1:10 Minuten – oder drei Prozent
Seine Gesamtzeit mit einem zwei Kilogramm schwereren Rad: 38:40 Minuten
Fazit: Training, Gewicht & Co.
Ein leichtes, steifes Rennrad ist bergauf ein großer Faktor – ebenso ein möglichst geringes Körpergewicht. Und die Fähigkeit, eine möglichst hohe Dauerleistung zu erbringen. Trainingstipps dazu finden Sie in jedem RennRad-Magazin – etwa in der Ausgabe 7/2018.
AKTUELLE TRAININGSTIPPS, UM SCHNELLER BERGAUF ZU FAHREN
Dass Pantanis Leistungen jedoch auch durch den Betrug mit Dopingmitteln zustand kamen, erfuhr man erst später. Heute ist längst klar, dass diese und andere Leistungen, auch vieler anderer Fahrer, „unmenschlich“, nicht normal, nicht allein durch Training und Talent zu erklären waren.