Im Windkanal
Velotec Dynamic Speedsuit im Test: Zeitfahr-Anzug im Test
in Test & Technik
Ich gebe es zu: Ich mag den Schmerz – jenen Schmerz, den man in den Beinen spürt, sobald man auf einem Zeitfahrrad sitzt beziehungsweise auf den Aero-Aufliegern liegt. Ich trete und mache mich klein. Ich schwitze und friere gleichzeitig. Denn auf mich strömt kalter, starker Wind. Obwohl ich mich nicht von der Stelle bewege. Mein Zeitfahrrad und ich – wir sind in einem Windkanal. Ich trage einen hautengen Aero-Einteiler, den Velotec Dynamic Speedsuit. Weil ich wissen will, wie aerodynamisch er ist. Und: Wie viele Watt ich damit sparen kann.
Was bringt ein Zeitfahr-Anzug?
Bei der Auswahl des richtigen Kleidungsstücks kommt es nicht nur auf die Beschaffenheit des Textils an, sondern auch auf die Platzierung der Nähte und vor allem den Sitz. Und auf Fragen wie: Wo entstehen Falten – etwa im Schulterbereich? Wo wird Luft verwirbelt?
Entscheidend für den optimalen Aeroanzug ist vor allem ein guter körpernaher Sitz. Dieser soll gewährleisten, dass die Luft so lange wie möglich am Fahrer „entlanggleiten“ kann und ungewollte „Abrisskanten“ vermieden werden. Daher ist die Frage eines optimalen Anzugs eine sehr individuelle – und auch die Größenauswahl kann massiven Einfluss auf das Ergebnis beziehungsweise das Wattspar-Potenzial haben.
Wir haben im GST-Windkanal einen Langärmel-Anzug getestet, den ich bereits seit Monaten einem Dauertest unterziehe. Deshalb habe ich mit diesem Anzug – dem Velotec Dynamic Speedsuit – bereits weit mehr als 1000 Kilometer absolviert.
Velotec Dynamic Speedsuit spart drei Watt
Im Vergleich zu einem Vergleichsmodell brachte der Velotec-Anzug eine Leistungsersparnis von rund drei Watt. Dies entspricht einem Zeitgewinn von 0,36 Sekunden pro Kilometer. Was hochgerechnet auf eine Strecke von 40 Kilometern rund 15 Sekunden entspricht. Dies hört sich wenig an, ist aber exakt die Hälfte des 31-Sekunden-Vorsprungs, mit dem Tom Doumulin den Giro d’Italia 2017 vor Nairo Quintana gewann. Nach insgesamt 70 Zeitfahr-Kilometern während der Rundfahrt.
Wir wiederholten die Test-Messungen mehrmals, um konstante Werte zu generieren. Der Velotec-Anzug ist für eine Geschwindigkeitsrange von 45 bis 50 km/h konzipiert – und damit für unsere Testgeschwindigkeit im Windkanal ausgelegt. Mit ihm komme ich auf meinen besten Cw*A-Wert von 0,218, was eine finale umgerechnete Gesamtleistung von 236 Watt bedeutet.
Zeitfahr-Anzug im Dauertest
Unser Testfahrer trug den Velotec Dynamic Speedsuit über Monate hinweg in vielen Trainingseinheiten. Der Sitz: sehr körpernah, aber dennoch nicht einengend. Der Tragekomfort des UCI-konformen und damit für Lizenz-Rennen zugelassenen Anzugs ist zudem erstaunlich hoch.
Auch beim Faktor Atmungsaktivität vergibt unser Tester die volle Punktzahl. Das Material an den Armen, der Brust und dem Rücken besteht aus einem Textil, das durch eine längs verlaufende Kanalstruktur den Wind auf der Oberfläche geringfügig verwirbeln soll. Ähnlich wie bei einem Golfball soll hierbei der Fahrtwind an der Oberfläche des Anzugs „entlanggleiten“, was die Luftströmung optimieren soll.
Ärmelabschlüsse und Sitzpolster
Die Ärmelabschlüsse der Langarmversion sind per Laser-Cut geschnitten. Generell ist die Verarbeitung sehr sauber. Die Nähte liegen auf der Innenseite und bieten keine weitere Angriffsfläche für den Wind.
Hervorzuheben ist zudem das hochwertige Sitzpolster, das selbst bei längeren Fahrten auf dem Zeitfahrrad komfortabel ist und keine Falten wirft.
Velotec Dynamic Speedsuit – Zeitfahr-Anzug im Test: Fazit
Der Velotec Dynamic Speedsuit bietet ein sehr gutes Verhältnis zwischen Komfort, Preis-Leistung und dem gewünschten Aero-Vorteil.
Dieser Test erschien im großen Gravelbike-Test der RennRad 10/2020. Hier geht’s zu allen Inhalten der Ausgabe.
Sie haben Interesse am Velotec Dynamic Speedsuit? Auf der offiziellen Website des Herstellers bekommen Sie weitere Infos.