Wind kann auch erlösend sein. Etwa: im Hochsommer, an einem schattenlosen Anstieg. Dann ist man dankbar für jeden kühlenden Windhauch. Körperliche Arbeit bedeutet immer: Wärme und Schweiß. Die logischen Ansprüche an die Radbekleidung lauten dann: Leichtgewicht, Atmungsaktivität, Trocknung, Sitz, Komfort. Auf all diese – und weitere – Parameter hin haben wir die 23 Bekleidungssets dieses Testfeldes getestet.

Diese Trikots für Männer haben wir getestet

Diese Radhosen für Männer haben wir getestet

Diese Trikots für Frauen haben wir getestet

Diese Radhosen für Frauen haben wir getestet

Die ausführlichen Testberichte aller getesteten Trikots und Radhosen finden Sie in der RennRad 7/2022. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

Worauf kommt es bei Trikots an?

Ein klassisches Sommer-Jersey ist zunächst einmal: leicht. Meist kommen bereits am Rumpf mindestens zwei verschiedene Stoffe beziehungsweise Strickmuster zum Einsatz. Während vorne oftmals etwas dichter und feiner gearbeitet wird, soll am Rücken der Schweiß schnell entweichen können: Weitere Netzmuster, teils in einer 3D-Struktur, leisten hier sehr gute Dienste.

Dass die meisten Rennrad-Trikots seit einigen Jahren überaus körpernah geschnitten sind, ist neben den vorgebrachten aerodynamischen Vorteilen auch ein Modetrend. Ein Trend, den mancher Hersteller bisweilen auf die Spitze treibt. Ergo gilt: Nicht jedes Trikot passt zu jedem Fahrer- beziehungsweise Körpertyp. Eine Nummer größer zu kaufen, ist teils keine Option, weil dann das Trikot insgesamt nicht mehr stimmig sitzt. Auch die Ärmel sind oftmals sehr eng, glatt und eher lang. Dieser Trend hält an. Kurze Ärmel sind eine Seltenheit, mittellange Varianten in der Minderzahl.

Wer Sorgen um die Dauerhaltbarkeit hat, sollte statt der Laser-Cut-Varianten auf verklebte oder vernähte Varianten achten. Ein Muss ist bei einem Sommer-Trikot ein leichtgängiger, durchgehender Reißverschluss – wegen des An- und Ausziehens und damit man das Trikot an langen Anstiegen und an heißen Tagen schnell und weit öffnen kann.

Entscheidend ist, je nach der Wetterlage, auch das Design des Kragens. Für sehr heiße Tage ist ein oben weit ausgeschnittenes Trikot ohne Kragen ideal. Den mittelhohen Kragen bevorzugen wir bei eher wechselhaftem Wetter. Der Sommer ist auch die Jahreszeit der langen Touren und der Rad-Marathons. Dafür besonders wichtig: Komfort – und Platz für die Ausrüstung: Gels und Riegel, Smartphone und Kleingeld, Luftpumpe und Werkzeug, Weste oder Regenjacke.

Funktionalität und Komfort

Obwohl jedes Trikot in diesem Test klassischerweise über drei Rückentaschen verfügt, gibt es doch deutliche Unterschiede. Manche Taschen sind so schmal geschnitten, dass nicht mal eine dünne Windweste hineinpasst. Andere sind so geräumig, dass auch noch das Material des Mitfahrers Platz findet. Manche sitzen so hoch, dass man Schwierigkeiten hat, hineinzugreifen – andere wiederum sind tiefer und damit optimal platziert für den Griff nach hinten.

Der Sitz der Taschen – schmal, breit, kurz, lang, außen abgeschrägt – korrespondiert häufig mit den Schnitten der Trikots. An einem insgesamt sehr kurzen Trikot sitzen die Taschen zwangsläufig höher und lassen sich dann gegebenenfalls deutlich schwerer erreichen. Auch die Material- beziehungsweise Stoffwahl ist hier entscheidend. Bei manchen Testmodellen hängen die Taschen durch, wenn sie etwas schwerer befüllt sind.

© Castelli

Ratgeber: Worauf kommt es bei Trikots und Radhosen an?

Worauf kommt es bei Radhosen an?

Die Bibshorts: Nur wenige Hersteller setzen auf besonders dünnstoffige Leichtgewichts-Modelle. So etwa Sportful bei dem Testmodell Bodyfit Pro Air. Im angezogenen Zustand sieht man, dass der Beinstoff aus einer Art netzartigem Gewebe besteht. Bei sehr hohen Temperaturen hat dies hinsichtlich der Hitzeentwicklung einen enormen Vorteil.

Größtenteils verarbeiten die Hersteller Stoffe, die straff sitzen und bisweilen sogar robust sind – wie beispielsweise bei Assos, BBB oder Q36.5. Viel mehr wird darauf geachtet, dass oberhalb der Hüfte ein gutes Temperatur- und Schweißmanagement herrscht. Größere oder kleinere Rückenteile transportieren den Schweiß ab und machen ein dünnes Unterhemd unnötig. Löffler integriert am unteren Rücken extra ein Stück Transtex-Stoff. Zudem werden immer häufiger feine und nahtlose Träger verarbeitet, die auch auf nackter Haut keine Scheuerstellen erzeugen.

Das Thema Hosen-Pads: Generell setzen die meisten Hersteller auf recht weiche Polstereinlagen. Diese haben sich bewährt. Die Druckverteilung funktioniert in der Regel sehr gut. Dennoch ist die Polsterauswahl noch häufig begrenzt. Einen anderen Weg schlagen hier die Ergonomie- und Sattelspezialisten von SQ-Lab ein. Ihre Ingenieure haben ein Polster entwickelt, das in der Premium-Version gerade noch vier Millimeter dünn ist.

Das Sitzgefühl: hart. Das Gefühl nach mehreren Fahrstunden auf dem Rennrad: Das Konzept funktioniert. SQ-Lab hat es geschafft, dass dieses harte Pad genauso gut „atmet“ wie ein klassisches. Der Grund für die klassische Herstellungsweise ist unter anderem, dass Hose und Körper an dieser Stelle nicht übermäßig erhitzen sollen. Deswegen gibt es an den meisten Polstern auch die charakteristischen Lochmuster beziehungsweise Perforierungen. Neben SQ-Lab verwendet auch Gonso dieses Chamois.

Sitzpolster & Preis-Leistung

Wenn auch in der günstigeren sechs Millimeter dicken Variante. Unsere Tester überzeugte das Konzept. Für viele gilt: Ausprobieren könnte sich lohnen. Wie auch bei den Tests der Vorjahre haben wir die getesteten Sets in drei Preiskategorien eingeteilt. Allerdings war es leider nicht möglich, die „alten“ Preisschilder der einzelnen Kategorien beizubehalten. Auch hier schlägt die Inflation zu. Am stärksten spürbar ist dies in der günstigsten Preisgruppe. Hier sind oft Preisaufschläge von zehn oder gar 20 Euro pro Trikot beziehungsweise Hose festzustellen. Ein Qualitäts-Set aus Hose und Trikot unter 200 Euro offiziellem Verkaufspreis zu bekommen, wird somit immer schwieriger. Leider. Diese Preissteigerungen gibt es zwar auch in den anderen beiden Preisgruppen, doch in der Relation sind die Einsteigermodelle am stärksten betroffen.

Am Ende blieb uns demnach nichts anderes übrig, als die Preiskategorien um jeweils 50 Euro anzuheben. Einen Leitartikel zu dieser Preisentwicklung finden Sie in einer der nächsten RennRad-Ausgaben. Wir werden zukünftig verstärkt gezielt Preis-Leistungs-Produkte testen. Einen solchen Test finden Sie in der Ausgabe 6/2022.