Komfort-Räder im Test: Mehr Komfort
Komfort-Räder im Test: 11 Rennräder für die Langstrecke, Radmarathon, Endurance
in Test & Technik
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Komfort: Das ist, wonach viele Rennradfahrer suchen. Gerade jene, die häufig lange Strecken oder Radmarathons fahren. Mehr Komfort auf dem Rennrad bedeutet: weniger Halte- und Stützarbeit der Muskulatur und eine Entlastung der Bandscheiben. Im Optimalfall kann der Körper so auf Dauer spürbar Energie sparen. Je länger die Strecken sind, desto größer wird der Einfluss des Komforts auf die Leistungsfähigkeit. Marathon-, Endurance-, Granfondo- oder Langstreckenräder sind daher vor allem eines: Komfort-Räder – oder eher Komfort-Maschinen.
Jeder Hersteller interpretiert den Fahrkomfort auf dem Rennrad etwas anders. Dieser Test von elf Modellen aller Preisklassen soll einen Überblick liefern.
Diese elf Komfort-Räder haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Triban | RC520 Disc | 850 Euro | |
Stevens | Izoard Pro Disc | 2299 Euro | Preis-Leistung |
Rose | Team GF Four Ultegra Di2 | 2549 Euro | Preis-Leistung |
Scott | Addict SE Disc | 3799 Euro | |
Fuji | Gran Fondo 1.1 | 3999 Euro | |
Canyon | Endurace CF SL Disc 8.0 Aero Di2 | 4199 Euro | Komfort-Tipp |
Simplon | Kiaro DiscTestbrief | 5899 Euro | Kauf-Tipp |
Storck | Fascenario.3 Pro Disc | 6398 Euro | |
Airstreem | RR Storm Marathon DiscTestbrief | 9055 Euro | Race-Tipp |
Wilier | Cento 10 NDR | 10.300 Euro | |
Passoni | XXTI Disc Martini Racing | 18.500 Euro |
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Komfort-Räder: Geometrie & Sitzposition
Jahrelang galt es als Standard, den Komfort eines Rennrads an seiner Rahmengeometrie zu bemessen. Komfort-Räder weisen deshalb meist ein kürzeres Oberrohr und Sitzrohr sowie ein im Vergleich zu Race-Modellen längeres Steuerrohr auf. Die Sitzposition ist dementsprechend weniger gestreckt, sondern eher moderat aufrecht.
Die Generierung des Komforts über die Geometrie gilt zwar nach wie vor als wichtig. Als alleiniger Maßstab dient sie dennoch nicht. Bei den Rädern dieses Testfeldes findet man etliche weitere Lösungen, die dem Fahrer einen möglichst großen Komfort auf dem Rennrad gewähren sollen.
Flexende Sattelstützen für mehr Komfort
Oft geht es dabei darum, für eine stärkere Vibrationsdämpfung zu sorgen. Ein Weg dorthin führt etwa über „flexende“ Sattelstützen. Der „Flex“ einer Sattelstütze beschreibt die Fähigkeit, sich bei einer stoßartigen Belastung zu biegen. Diese Nachgiebigkeit nimmt der Fahrer als Komfort wahr, da Stöße regelrecht „abgefedert“ werden und nur „gedämpft“ beim Fahrer ankommen.
Eine spezielle Art dieser flexenden Sattelstützen findet sich zum Beispiel am Testrad Canyon Endurace CF SL Disc. Die Canyon-S15-Sattelstütze ist „gespalten“ und wirkt wie eine Blattfeder. Der Federweg ist spürbar, der Komfortfaktor am Heck entsprechend hoch. Für sportive Fahrer ist er eventuell sogar etwas zu hoch.
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Entkoppelte Sitzrohre und tief ansetzende Sitzstreben
Eine weitere Möglichkeit der Komfort-Erzeugung sind entkoppelte Sitzrohre und tief ansetzende Sitzstreben weit unterhalb des Knotenpunkts aus Ober- und Sitzrohr. Dies sorgt ebenfalls für den, wie oben beschrieben, spürbar erhöhten Flex im Sitzbereich.
Die tief ansetzenden Sitzstreben findet man zum Beispiel am mit Abstand günstigsten Rad im Testfeld, dem Triban RC520 des französischen Sportgroßhändlers Decathlon. Die Italiener von Wilier setzen bei ihrem Modell Cento 10 NDR außer auf tief ansetzende Sitzstreben zusätzlich auf eine Hinterbaudämpfung namens Actiflex. Dabei handelt es sich um ein Gelenk zwischen Sitzrohr und Sitzstreben, das in Verbindung mit einem Polymer-Dämpfer für einige Millimeter Federweg sorgt. Die Folge ist eine spürbare Vibrationsdämpfung und damit: mehr Komfort.
Doch nicht nur am Heck lässt sich Komfort erzeugen, sondern auch im Bereich der Gabel. Durch die nach hinten gezogenen Ausfallenden am brandneuen Simplon-Modell Kiaro Disc etwa stehen die Gabelscheiden flacher als bei herkömmlichen Gabeln. Das soll der Gabel einen höheren vertikalen Flex verschaffen. Die Folge: eine merklich stärkere Vibrationsdämpfung an der Front.
Die getesteten Komfort-Räder im Bild
Reifen als Möglichkeit für Komfort
Die wohl preisgünstigste Möglichkeit für mehr Komfort am Rennrad findet sich an den Reifen. Der Luftdruck, das Volumen und die Eigendämpfung beeinflussen die Leistung und den Komfort auf dem Rad deutlich.
Der Blick auf die verbauten Reifenmodelle an den Testrädern suggeriert: Breiter ist besser. So sind zum Beispiel am Scott Addict SE Disc 32 Millimeter breite Schwalbe-Durano-Reifen verbaut. Der Reifen-Dämpfungs- beziehungsweise -Komfortfaktor ist hier extrem hoch.
Sehr breite Reifen ermöglichen zwar den einen oder anderen Ausflug abseits des Asphalts, sie gehen jedoch natürlich etwas zu Lasten der Agilität. Die eine „richtige“ Reifenbreite gibt es auf der Langstrecke nicht.
Wovon hängt Reifen-Komfort noch ab?
Der Komfort im Bereich der Reifen ist höchst individuell und hängt nicht zuletzt von weiteren Faktoren ab: dem Körpergewicht, dem Laufraddesign und der Sitzposition.
Manche Modelle wie zum Beispiel das Stevens Ventoux lassen aufgrund ihres Gabeldesigns nur Reifen mit maximal 28 Millimetern Durchmesser zu. Am Storck Fascenario.3 Pro Disc, einem Rad, das vor allem durch seine hohe Agilität und Sportlichkeit im Testfeld auffällt, sind „nur“ 25 Millimeter breite Reifen verbaut.
Doch für sportive Fahrer können sie hier genau die wichtige Wahl sein. Das leichte und sehr steife Storck ist mit das sportlichste Modell des Testfeldes. Am anderen Ende dieser Auslegungsskala liegt etwa das Fuji Gran Fondo 1.1., dessen Fokus deutlich klarer auf der Dämpfung liegt.