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Helme 2024 im Test: Rad-Helme für den Rennrad- und Gravel-Einsatz

Kopfschutz

Helme 2024 im Test: Rad-Helme für den Rennrad- und Gravel-Einsatz

Passform, Schutz, Gewicht, Komfort, Preis-Leistung: 15 Helme bis 180 Euro für den Rennrad- und Graveleinsatz im großen Vergleichs-Test.
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Ein Fahrrad-Helm hat primär nur eine Funktion zu erfüllen: Er soll den Kopf seines Trägers schützen. Aktuelle Rennrad- beziehungsweise Gravel-Helme sollen aber noch mehr können: Sie müssen leicht, gut belüftet und komfortabel sein. Weitere wichtige Parameter sind die Passform, das Verschluss- und Verstellsystem, das Preis-Leistungs-Verhältnis, Zusatzfunktionen und mehr. Für diesen Vergleich testeten wir 15 Helme bis 180 Euro. Der leichteste Helm wiegt 209, der schwerste 371 Gramm. Das günstigste Modell kostet 100 Euro, das teuerste fast doppelt so viel. Welche Helme eignen sich für welche Ansprüche und Fahrertypen? Was unterscheidet einen Rennrad- von einem Gravelhelm, was sind die Gemeinsamkeiten? Und: Gibt es eine Korrelation zwischen dem Preis, dem Gewicht und der Helm-Ausstattung?

Rennrad- versus Gravel-Helme

Grundsätzlich eignet sich ein Rennrad-Helm zum Graveln und ein Gravel-Helm zum Rennradfahren. Unterschiede finden sich zum Beispiel in den Ausstattungsdetails. So verfügen die Modelle von Rudy Project und Oakley über ein abnehmbares Visier – es bietet dem Fahrer einen zusätzlichen Schutz vor der Sonne, dem Regen und herabhängenden Zweigen und Ästen. Die Helmschalen einiger Gravel-Modelle sind im Nacken weiter heruntergezogen, um den Fahrer auch in diesem Bereich besser zu schützen. „Grundsätzlich,“ sagt etwa Torsten Mendel von Abus, „liegt bei Gravel-Helmen der Schwerpunkt eher auf Sicherheit als auf Belüftung.“ Verkürzt heißt das: Etwas mehr Material, etwas weniger Belüftungsöffnungen.

Unser Praxistest zeigt jedoch: Pauschal lässt sich dies nicht immer so sagen lassen. So besitzt Specializeds Gravel-Modell Search nur wenige Öffnungen – diese sind aber umso größer beziehungsweise voluminöser ausgeführt. Seine Ventilation erwies sich im Testverlauf als sehr gut. Dass Gravel-Helme ebenfalls nicht schwer sein müssen, beweist Abus mit dem Powerdome ACE – mit 209 Gramm in der Größe Medium ist er der leichteste Helm in diesem Vergleich.

Mit primären Sicherheitsfeatures bezeichnet man alle Maßnahmen, die dazu dienen, den Fahrer vor den unmittelbaren Sturzfolgen zu schützen.

Helme im Test: Der Faktor Sicherheit

Dazu gehören sowohl Konstruktionen, die den Kopf vor einem zu harten Aufprall bewahren sollen – wie eine Schale aus EPS-Schaum – als auch Zusatztechnologien wie die Systeme MIPS beziehungsweise KinetiCore. Jeder Helm verfügt über eine Oberschicht aus Kunststoff. Diese ist bei Qualitätshelmen mit der EPS-Schale per In-Molding-Verfahren fest miteinander verbunden. Im Falle eines Sturzes reduziert diese Schicht die Reibung am Boden und die damit einhergehenden Kräfte. Gleichzeitig bewirkt die Verbindung, dass sich die Oberschicht nicht vom Helm löst.

Hochwertige Helme sind zudem nicht zuletzt aus Gründen der Optik auch am unteren Rand verbacken, auch wenn das einige Gramm Mehrgewicht kostet. Interne, skelettartige Strukturen aus hochfesten Kunst- oder Carbonfaserverbundstoffen können den Helm zusätzlich verstärken und stabilisieren. Das ist gerade dann sinnvoll, wenn er über sehr große und zahlreiche Belüftungsöffnungen verfügt.

MIPS

Acht der 15 Helme in diesem Testfeld verfügen über eine Version des Multi-Directional Impact Protection Systems – kurz MIPS. Das System wurde in Schweden durch den gleichnamigen Hersteller entwickelt. Das Prinzip: Beim Aufprall entstehen stets auch Rotationskräfte, die auf den Schädel und das darin gelagerte Gehirn einwirken. Durch eine von der Schale entkoppelte Zwischenschicht werden diese Rotationskräfte minimiert beziehungsweise reduziert.

Die Modelle von Bell, Endura, Met, Oakley und Specialized verfügen über die Versionen MIPS Essential beziehungsweise Evolve Core – dies sind Kunststoffstreben, die an der Innenseite dem Muster der EPS-Schale folgen. Ekoi setzt beim Modell Gara auf MIPS Air Node – hier ist das System im Helmpolster integriert. Giro verwendet beim Syntax MIPS Integra – eine Zwischenschicht, die direkt in die Helmschale eingebracht ist. Lazer hat mit „KinetiCore“ ein eigenes System entwickelt. Ausgefräste Blöcke an der Innenseite der EPS-Schale nehmen die Rotationskräfte auf – und dienen als zusätzliche elastische Knautschzone bei einem Aufprall. Der Lazer Strada KinetiCore erzielte mit dieser Technologie beim Virginia-Tech-Helmet-Rating die Höchstwertung von fünf Sternen.

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Worauf muss ich beim Helmkauf achten?

Sensoren und Live-Tracker

Sekundäre Sicherheitsfeatures sind Bauteile, die nach einem Sturz dafür sorgen, dass im schlimmsten Fall ein Angehöriger oder Rettungskräfte alarmiert werden. Die Systeme funktionieren wie der Sturzsensor moderner Smartwatches oder GPS-Fahrradcomputer.

Speziell in den Helm integrierte Sensoren und Live-Tracker sind über eine App mit dem Smartphone verbunden. Im Falle eines Sturzes kann – je nach dem System – ein Notfallkontakt oder der Rettungsdienst alarmiert werden. Oft finden sich diese Features aber nur an teureren Modellen wieder.

Belüftung

Bei der Belüftung gibt es in vielen Fällen nur geringe Unterschiede. Kein Modell „versagte“ bei diesem wichtigen Test-Parameter komplett. Wissen muss man dazu: Die reine Anzahl und die Größe der Belüftungsöffnungen sagt oft wenig über die effektive Kühlung am Kopf aus. Entscheidender ist das generelle Belüftungs-Management und wie effizient der Luftstrom auch bei geringen Geschwindigkeiten beziehungsweise bei Bergauffahrten am Kopf „entlangfließen“ kann.

HJC beweist mit dem Valeco 2, dass auch ein Aero-Modell mit in der Relation wenigen Öffnungen über eine gute Ventilation verfügen kann. Umgekehrt empfanden einige Tester die Belüftung beim Oakley Aro 3 mit 26 Öffnungen als teils noch als verbesserungswürdig.

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Verstellsystem bei Rad-Helmen

Beim Verstellsystem am Hinterkopf gibt es deutlichere Unterschiede: Einige Modelle in diesem Testfeld sind nur in einem kleinen Bereich beziehungsweise nur in einer Stufe höhenverstellbar. Allein das kann schon darüber entscheiden, ob ein Helm passt oder nicht. Es gilt: Ein Verschlusssystem muss den Kopf vollständig umschließen und dafür tief genug am Hinterkopf und nicht zu hoch an der Stirn ansetzen. Etabliert haben sich Drehknöpfe am Hinterkopf zum Befestigen und Lockern.

Lazer setzt beim Strada KinetiCore auf ein eigenes, leicht erreichbares Verstellsystem auf der Helmoberseite, HJC beim Valeco 2 auf einen sich selbst justierenden Feder-Mechanismus.

Zwei unserer Testmodelle verfügen zudem über einen praktischen Magnetverschluss des Kinn-Riemens. Das klassische Verstellsystem unterhalb der Ohren ersetzt man immer häufiger zugunsten einer rutschfesteren Dreiecks-Variante.

Der Parameter Helmschalten

Ein anderer wichtiger Parameter lautet: Helmschalen. Die meisten Hersteller in diesem Vergleichstest bieten mindestens drei verschiedene Schalengrößen an – Giro und Lazer sogar vier, Alpina und Kask nur zwei.

Tipp: Liegt man beim Kopfumfang an der Grenze zwischen zwei Größen, dann kann es sich lohnen, nach einem anderen Modell zu suchen. An langen Anstiegen, in der Dämmerung oder bei Regenwetter nimmt man die Brille gerne von den Augen. Da trifft es sich gut, wenn man sie am Helm verstauen kann. Speziell angeordnete Belüftungsöffnungen am Helm gewährleisten, dass die Brille auch während der Fahrt sicher fixiert werden kann.

Gut gelöst ist dieses Feature der „Brillen-Garage“ zum Beispiel beim Specialized: Die Öffnungen des Search sind sehr sinnvoll geformt und verfügen über Gummiklappen – das gewährleistet einen rutschfesten und klapperfreien Sitz.

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Der Preis spielt bei der Qualität eines Radhelms nur bedingt eine Rolle

Rad-Helme im Test: Fazit

Unser Testfazit von 15 Rennrad- und Gravel-Helmen nach vielen hundert Kilometern lautet: Auch ein Modell im Preisbereich von 100 bis 180 Euro kann leicht, sehr gut belüftet und sicher sein. Der Preis spielt dabei nur teilweise eine Rolle.

MIPS, das vor einigen Jahren nur den Top-Modellen vorbehalten war, findet sich nun auch an vielen Mittelklasse-Helmen in diesem Test wieder.

Entscheidend sollte die Passform sein. Auch ein günstiger Helm kann zur individuellen Kopfform passen und einen dauerhaft hohen Tragekomfort bieten. So gilt vor dem Helm-Kauf immer: An- und Ausprobieren.

Diese Helme haben wir getestet

Marke Modell Preis Prädikat
Abus Powerdome Ace 149,99 Euro Kauftipp
Alpina Ravel 129,95 Euro
Bell Falcon XR MIPS 140,00 Euro
Endura FS-260 Pro 119,99 Euro Preis-Leistung
Ekoi Gara MIPS LTD 136,84 Euro Kauftipp
Giro Syntax MIPS 150,00 Euro Kauftipp
HJC Valeco 2 139,00 Euro
Kask Sintesi 100,00 Euro Preis-Leistung
Lazer Strada Kineticore 119,95 Euro
Met Rivale MIPS 170,00 Euro Kauftipp
Oakley Aro 3 All Road MIPS 150,00 Euro
POC Omne Air MIPS 180,00 Euro
Rudy Project Venger Cross 159,90 Euro
Specialized Search 150,00 Euro Kauftipp
Uvex Rise CC 139,95 Euro

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