Gravelbikes im Test: Allrounder
Gravelbike-Test 2019: 16 Gravelräder für Straße und Schotter
in Gravel
Dirty Kanza, Hell of Hunterdon oder Boulder Roubaix – in den USA sind diese Radrennen längst Klassiker. Das Besondere: Sie finden nicht auf Asphalt, sondern vorrangig auf Schotterstraßen statt. Die Distanz des Dirty Kanza: 200 Meilen – 322 Kilometer. Die Siegerzeit in diesem Jahr: neun Stunden und 58 Minuten. Ein neuer Fabel-Streckenrekord. Das Renngerät: das Gravelbike – ein Rad mit Rennlenkern, Profilreifen, Scheibenbremsen und einer Geometrie, das meist irgendwo zwischen Rennrad und Cyclocrosser liegt.
Der Unterschied zu letztgenannter Kategorie: Gravelräder sind deutlich mehr auf Komfort, die Langstrecke und den Dauereinsatz ausgelegt. Können sie damit das eine Rad für alle Fälle sein? Das eine Allroundrad für den Ganzjahreseinsatz? Für lange Touren, Bikepacking-Einsätze, das Winter-Training, das Pendeln zur Arbeit und zurück? Darauf sind viele Modelle ausgelegt.
Gravelbike: Robust & komfortabel
Dennoch verläuft die Grenze zwischen Gravelbikes und Cyclocrossern fließend. Erstere haben meist einen längeren Radstand, ein eher langes Steuerrohr und eine weniger aggressive, etwas kürzere, an jene von Endurance-Rennrädern angelehnte Geometrie. Die Rahmen können in der Regel – oft mehr als 40 Millimeter – breite Reifen aufnehmen und bieten Ösen für die Montage von Schutzblechen und teils sogar von Gepäckträgern.
Zudem kommen viele Graveler mit den sogenannten „Flare“-Lenkern. Diese sind unten nach außen ausgestellt, was für eine bessere Lenkkontrolle im Gelände sorgen kann.
Immer mehr Gravelbikes werden mit Einfachgruppen ausgestattet, also ohne Umwerfer, mit nur einem Kettenblatt. Der Hauptvorteil: die Robustheit. Mit den richtigen Abstufungen der Kettenblätter und Kassetten kann man dieselbe Gang-Bandbreite wie mit Zweifachgruppen erreichen – jedoch sind die Sprünge zwischen den Gängen teils deutlich größer.
Cyclocrosser oder Gravelbike: Unterschiede und Gemeinsamkeiten einfach erklärt!
Reifenwahl spielt beim Gravelbike eine große Rolle
Die Reifenwahl spielt bei den Gravelern eine noch größere Rolle als bei Rennrädern. Gravelreifen sind in der Regel zwischen 30 und 50 Millimeter breit und eher schwach profiliert. Zudem sind hier Tubeless-Systeme sehr viel weiter verbreitet – was sich im Test auch als sinnvoll erwiesen hat. Denn ohne den Schlauch im Inneren, der gegen Durchschläge anfällig wäre, kann so mit einem sehr niedrigen Luftdruck gefahren werden, was sowohl den Komfort als auch die Traktion auf losem Untergrund erhöht.
Die noch junge Radgattung der Gravelbikes ist schon heute extrem weit ausdifferenziert und spricht so sehr breite Zielgruppen an – vom Rennfahrer über den Pendler bis hin zum Bikepacking-Mehrtagestour-Fahrer.
Diese 16 Gravelbikes haben wir getestet
Marke | Modell | UVP | Prädikat |
Cube | Nuroad SL | 1699 Euro | Preis/Leistung |
8Bar | Mitte 3 in 1 | 1799 Euro | |
Specialized | Diverge E5 Comp | 1949 Euro | |
Giant | Revolt Advanced 1 | 2500 Euro | |
ROSE | BackroadTestbrief | 2549 Euro | Race-Tipp |
Canyon | Grail CF SL 8.0Testbrief | 2599 Euro | Kauftipp |
Ghost | Endless Road Rage 8.7 LC | 2799 Euro | |
Cervélo | Áspero Apex1Testbrief | 2999 Euro | |
Basso | Palta | 3180 Euro | |
Benotti | Fuoco GravelTestbrief | 3399 Euro | Race-Tipp |
Airstreeem | GravellerTestbrief | 3750 Euro | |
GT | Grade Carbon Pro | 3799 Euro | |
Standert | Erdgeschoss | 3999 Euro | |
Look | 765 Gravel RS | 4499 Euro | Kauftipp |
Kocmo | Daytona X | 5335 Euro | Kauftipp |
Cannondale | Topstone Carbon Force eTap AXS | 5499 Euro |
Die ausführlichen Gravelbike-Testbriefe finden Sie in der RennRad 10/2019. Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder als E-Paper bestellen!
Gravelbike-Test: Die Testräder in der Bildergalerie
Ein Überblick über das Gravelbike-Testfeld
Klar in Richtung Race, Sportlichkeit und Agilität ist etwa das neue Cervelo Aspero entwickelt worden. Die Erwartungen an das erste Gravelmodell aus dem Hause Cervelo waren hoch. Die Kanadier setzen damit einige Innovationen um und weichen auch bei der Rahmengeometrie von den üblichen Konventionen ab. So können neben den üblichen 28- auch die aus dem Mountainbikebereich bekannten 650b- beziehungsweise 27,5-Zoll-Laufräder gefahren werden.
Ebenfalls auf Sportlichkeit und Fahrspaß ausgelegt sind in diesem Testfeld etwa das auch optisch hervorstechende Basso Palta oder das Benotti Fuoco Gravel.
RennRad-Ausgabe 10/2019: Alle Inhalte auf einen Blick!
Innovationen am Cannondale Topstone Carbon
Weniger straff und mehr auf einen möglichst hohen Fahrkomfort optimiert ist dagegen, am anderen Ende des Auslegungsspektrums, das brandneue Cannondale Topstone Carbon. Auch an ihm kommen völlig neu entwickelte Innovationen zum Einsatz. Am auffälligsten: das sogenannte „Kingpin“-Federelement am Ansatzpunkt der Sitzstreben am Sitzrohr. Es soll bis zu 30 Millimeter Federweg ermöglichen. Diese sind auf sehr groben Untergründen auch in Form eines hohen Komforts spürbar. Allerdings hat diese Innovation auch ihren Preis: Mit der kabellosen elektronischen Sram-Force-eTap-AXS-Gruppe kostet das Topstone Carbon 5499 Euro.
Zwei andere extrem komfortable Modelle dieses Testfeldes liegen deutlich darunter: das Specialized Diverge E5 Comp mit seiner „Future-Shock“-Frontfederung mit 20 Millimetern Federweg und das leichte und agile Canyon Grail mit seinem flexenden Hoverbar-Lenker und der federnd wirkenden Sattelstütze. Bei der Vielseitigkeit ist auch ein kleiner Hersteller mit vorne dabei: 8bar mit seinem „Mitte 3 in 1“.