Powermeter
Garmin Rally: Pedalbasierte Powermeter-Systeme im Test
in Test & Technik
Garmin präsentiert unter der Bezeichnung Garmin Rally drei neue Wattmess-Pedalsysteme. Diese Leistungsmess-Pedale lösen die Vector-Serie ab. Alle drei neuen Rally-Powermeter bauen auf der gleichen Achse auf – sie unterscheiden sich durch die unterschiedlichen Pedalkörper.
Eine Besonderheit: Neben den beiden Versionen für die Rennrad-Pedalsysteme Shimano SPD-SL und Look Keo bietet Garmin auch einen Pedalkörper an, der mit dem Offroad-Pedalsystem Shimano SPD kompatibel ist. Dadurch können ambitionierte Radsportler die Pedal-Powermeter-Funktionen auch am Mountainbike, am Gravelbike oder dem Cyclocrosser mit den Zwei-Schrauben-Pedalplatten und Offroad-Radschuhen nutzen. Diese SPD-Kompatibilität bietet die Version Rally XC.
Die Version Garmin Rally RK ist mit dem KEO-Klicksystem des französischen Herstellers Look kompatibel – wie zuvor die Pedale der Vector-Serie. Anders als bei der Vector-Serie bietet Rally mit der Version RS nun auch einen vollwertigen, mit Shimano SPD-SL kompatiblen, pedalbasierten Leistungsmesser an.
Im RennRad-Test waren die Garmin-Rally-RS200-Pedale. Die Zahl 200 bezeichnet die beidseitig messende Version. Mit der Version Rally RS100 bietet Garmin auch eine einseitig messende Variante. Derartige auf einer Seite messende Powermeter-Varianten errechnen die erbrachte Gesamtleistung, indem sie die auf einer Seite gemessenen Werte verdoppeln. Sie gelten als etwas weniger spezifisch und bieten einige der Analyse-Funktionen nicht oder nur eingeschränkt.
Einseitige Rally-Wattmess-Pedalsysteme
Einseitige Rally-Wattmess-Pedalsysteme können über Upgrade-Kits zu zweiseitigen Systemen ergänzt werden. Pro Pedal liegt das Gewicht der Garmin-Pedale bei lediglich 159 Gramm. Damit sind sie jeweils nur um 42 Gramm schwerer als ein Pedal der Shimano-Top-Serie Dura-Ace R9100 ohne Leistungsmess-Funktionen.
Die Bauhöhe des Rally RS200 ist dabei mit 13,7 Millimetern um 1,5 Millimeter höher als jene der Shimano-Pedale. Dieser Unterschied war für viele Tester kaum zu bemerken und liegt etwa im Bereich dessen, was unterschiedliche Radschuhe, Einlegesohlen und Sättel bewirken können.
Im Test: Garmin Rally RS für Shimano SPD-SL
Das Batteriefach wurde im Vergleich zum Vector 3 wesentlich überarbeitet. Der Kontakt soll dadurch dauerhaft besonders stabil sein. Im Test gab es keine Aussetzer bei der Energieversorgung oder bei der Messung. Das Gewinde am Deckel des Batteriefachs soll besonders robust und dauerhaft haltbar sein. Auch die neuentwickelten und überarbeiteten Komponenten der Messtechnik verbessern die Stabilität und die Einsatzzeit. Sie bieten unter anderem eine verbesserte Standby- und Sleep-Erkennung bei Inaktivität.
Die Akkulaufzeit beträgt laut Garmin rund 120 Stunden. Die Montage des Garmin-Rally-Systems ist für alle drei Versionen gleich und erfordert nur einen Pedalschlüssel.
Konnektivität mit dem Radcomputer
Die Pedale können per Smartphone über die Garmin-Connect-App verbunden und aktiviert werden – dies ist jedoch nicht unbedingt erforderlich. Nach der Installation koppelt man die Pedale wahlweise über die Protokolle ANT+ oder Bluetooth Smart BLE mit dem Radcomputer und kalibriert sie entsprechend den Anweisungen. Insbesondere die garmin-spezifischen Daten zu den „Cycling Dynamics“ wurden im Test via ANT+ besonders stabil übertragen. Diese umfassen, neben der Trittfrequenz, die LinksRechts-Kraftverteilung sowie weitere Messwerte und deren Analyse. Auf Basis dieser Daten lässt sich das Training mit den Garmin Rally besonders individuell an die spezifischen Stärken und Schwächen anpassen. Das Messsystem erfasst dabei auch die Zeit, die der Fahrer sitzend oder stehend verbracht hat und erlaubt Rückschlüsse auf die Effizienz der jeweiligen Position.
Die sogenannte Power-Phase zeigt an, wann im Tretzyklus die Antriebskraft beginnt und wann sie endet. Diese Werte können bei der Analyse von Trainingseinheiten und Rennen helfen – und aufzeigen, welches Effizienz-Potenzial noch besteht und welche Trainingsschwerpunkte für eine Leistungssteigerung gesetzt werden können. Die vollen Cycling-Dynamics-Funktionen bieten die beidseitig messenden Rally-200-Powermeter-Systeme.
Praxis: Messgenauigkeit und Kompatibilität
Für diesen ersten Langzeit-Test wurden die Rally-Pedale über mehrere Wochen hinweg genutzt. Rund 70 Stunden waren die Rally-RS200-Pedale dabei im Einsatz – auf der Straße und auf dem Rollentrainer. Schlaglöcher, ruppiges Kopfsteinpflaster und hohe Belastungsspitzen bei explosiven Sprints führten in keinem Fall zu Aussetzern oder Ungenauigkeiten der Messung. Die Pedalkörper bieten für die unterschiedlichen originalen Shimano-Platten mit jeweils variierenden seitlichen Bewegungsspielräumen die von dem SPD-SL-System gewohnt großflächige Auflage und den sicheren Halt.
Auch lässt sich der Auslösemechanismus vergleichsweise hart einstellen. Das Ergebnis der Vergleichswerte der Leistungsmessung hinsichtlich der Messtoleranzen: Die Abweichungen lagen im Bereich von rund einem Prozent, was der angegebenen Messgenauigkeit entspricht und auf dem Niveau moderner Top-Powermeter liegt. Mit geringem Aufwand kann man die Pedalkörper für die Verwendung eines anderen Rally-Pedalsystems selbst umrüsten oder zwischen verschiedenen Systemen wechseln, was im Test einfach gelang. Auch die Achsen der Vector-Modelle sind mit den neuen Pedalkörpern kompatibel.
Preise der Garmin-Rally-Systeme
Die Preise der Systeme für die einseitige Messung liegen bei 649,99 Euro für die Rally RS100 und Rally RK100. Das Rally XC100 kostet 699,99 Euro.
Die Preise der neuen Pedalsysteme mit beidseitiger Messung: Rally RS200 und Rally RK200: 1099,99 Euro. Rally XC200: 1199,99 Euro.
Garmin Rally im Test: Fazit
Mit der neuen Rally-Serie bietet Garmin ein pedalbasiertes Powermeter-System, das für die meisten Radsportler mit ihren jeweiligen Systemen kompatibel ist. Die abwechselnde Verwendung auf der Straße oder im Gelände wird durch den Austausch der Pedalkörper möglich – für diesen Zweck bietet kein anderer Anbieter ein überzeugenderes System.
Die Preise sind angesichts der Messgenauigkeit, der Variabilität des Systems und der Zuverlässigkeit auf einem marktüblichen Niveau.
Mehr Informationen zu den pedalbasierten Powermeter-Systemen der Serie Garmin Rally bekommen Sie hier.
Dieser Artikel erschien in der RennRad 6/2021. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.