Disc-Räder im Test: Systemfrage
Disc-Räder im Test: Rennräder mit Scheibenbremsen ab 2499 Euro
in Test & Technik
Das Jahr 2013 markierte den Anfang eines neuen Typus von Rennrädern – jenen mit Scheibenbremsen. 2013 stellten sowohl Shimano wie auch Sram ihre für Rennräder entwickelten hydraulischen Scheibenbremssysteme vor. Zwar geriet erst Sram und wenig später auch Shimano aufgrund von Problemen mit den Bremsscheiben in die Kritik. Doch heute nimmt der Marktanteil der Disc-Räder immer weiter zu.
Die Meinungen unter Rennradfahrern dazu gehen jedoch weiterhin auseinander. Zu schwer, zu teuer, eine aufwendigere Wartung und kaum erforschte Risiken bei Stürzen, so lauten die wesentlichen Einwände der Disc-Gegner. Die Befürworter hingegen argumentieren etwa mit einer höheren Bremsleistung, weniger Felgenverschleiß und den neuen Möglichkeiten beim Laufradbau, die sich durch die Disc ergeben würden.
Disc-Räder: Pro und Contra
Sechs Jahre nach der Markteinführung sind die Argumente pro und contra Scheibenbremsen in Teilen noch immer aktuell. Doch die gegenwärtige Situation hat sich verändert.
Im Profi-Peloton ist die Disc nach anfänglicher Skepsis längst angenommen und weitgehend akzeptiert. Profiteams wie Bora-Hansgrohe, Katusha-Alpecin oder Trek-Segafredo sind in dieser Saison fast ausschließlich auf Disc-Rennrädern unterwegs.
Mit unserem Test von zwölf Disc-Rennrädern zeigen wir fast die gesamte Bandbreite des Disc-Rennradmarktes. Im Testfeld ist etwa ein Komfort-Modell vertreten, der Schwerpunkt liegt jedoch auf den Aero-Race-Rennrädern, die im Test fast durchweg sehr gut abschneiden.
Pro und Contra: Braucht man Scheibenbremsen am Rennrad?
Diese zwölf Disc-Räder haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Radon | Spire Disc 9.0 | 2499 Euro | |
Merida | Scultura Disc 6000Testbrief | 2599 Euro | |
Müsing | Racy | 2922,50 Euro | |
Storck | Fascenario.3 Comp Disc | 3009 Euro | Preis-Leistung |
Benotti | Fuoco Aero DiscTestbrief | 3799 Euro | Kauftipp |
Canyon | Aeroad CF SL 8.0 Di2 | 4699 Euro | Race-Tipp |
KTM | Revelator Lisse Master 22 | 4899 Euro | |
Fuji | Supreme 1.1 | 7499 Euro | |
Einhorn | 247 Corsa Carbon Curvo Disc | 8800 Euro | |
Ridley | Noah Fast Disc Di2 | 9250 Euro | Race-Tipp |
Simplon | PrideTestbrief | 9414 Euro | Race-Tipp |
Specialized | S-Works Tarmac DiscTestbrief | 10.799 Euro | Race-Tipp |
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Dass Disc-Räder auch preis-leistungsstark sein können, zeigt unter anderem das Radon Spire 9.0, das mit seinem Spagat aus Agilität und Langstreckentauglichkeit punktet. Seine Ausgeglichenheit macht es zu einem guten Angebot in der Preisklasse bis 2500 Euro. Auch wenn man festhalten muss, dass viele Felgenbremsmodelle dieses Preisniveaus deutlich weniger als die knapp acht Kilogramm des Spire auf die Waage bringen.
Unterschiedliche Gewichts- und Preisklassen
Zur selben Preisklasse gehört in diesem Testfeld auch das Merida Scultura Disc 6000. Für 2599 Euro bekommt der Käufer ebenfalls ein gutes und stimmiges Angebot. Beim Merida liegt der Fokus jedoch klar auf dem Faktor Komfort. Das Gesamtgewicht von rund 8,5 Kilogramm ist etwas hoch geraten.
Wie leicht ein Rennrad mit Scheibenbremsen sein kann, zeigt ein Modell vom anderen Ende des Preisspektrums, dem oberen: Das S-Works Tarmac Disc von Specialized wiegt in der Rahmengröße 56 nur 6,75 Kilogramm – und liegt damit sogar knapp unter dem UCI-Gewichtslimit von 6,8 Kilogramm. Diese Leichtigkeit hat leider ihren Preis. Für das Rad wird eine fünfstellige Eurosumme fällig.
Hinsichtlich des Handlings auf der Straße zählt das Tarmac Disc jedoch zu den Top-Modellen am Markt. Eine komplette Neuentwicklung stellt das Benotti Fuoco Aero Disc dar. Es überzeugte mit einer hohen Tretlagersteifigkeit und einem hohen Komfort. Ähnliche Komfortwerte lieferte auch das KTM Revelator Lissé. Den Österreichern gelingt damit ein bemerkenswerter Einstieg in das wachsende Segment der Aero-Rad-Modelle.
Die getesteten Disc-Räder im Bild
Wird die Disc künftig die einzige Brems-Option für das Rennrad sein?
Mit Simplon ist zudem ein weiterer österreichischer Hersteller im Test vertreten. Das durch seinen „gespaltenen“ Vorbau sehr auffällige Simplon Pride überzeugte unsere Tester jedoch nicht nur wegen seiner aerodynamischen Details, sondern auch wegen seines für ein Aero-Rad erstaunlich geringen Gewichts.
Einen Carbonrahmen, der auf Maß gefertigt wurde, stellte die junge bayerische Radmarke Einhorn zum Test zur Verfügung: Das Rad fällt nicht nur durch seine goldene Lackierung auf. Als einziges Testrad ist das Einhorn mit einer neuen Zwölffach-Schaltgruppe von Campagnolo ausgestattet. Diese überzeugte voll.
Wird die Disc also zukünftig mittelfristig die einzige Brems-Option für Rennradfahrer sein? Angesichts der Nachfrage nach Felgenbremsmodellen in der Preisklasse bis 2000 Euro scheint dies eher unwahrscheinlich. Das Mehrgewicht für Disc-Bremsen ist hier derzeit noch recht hoch. Im Bereich der Top-Räder hingegen ist der Trend offensichtlich.