Canyon präsentiert das neue Aeroad
Canyon Aeroad: Die Neuauflage des Aero-Bike-Klassikers
in Test & Technik
Bei dem Faktor Aerodynamik des Canyon Aeroad – vor allem bei den CFD-Strömungs-Analysen – arbeitete Canyon mit den Experten des Laufradherstellers Swiss Side zusammen. Ein CFD-Ingenieur arbeitete vier Monate lang in Vollzeit an 22 Testläufen. Bei den Messungen im realen Windkanal von GST in Immenstaad kam dann unter anderem „Ferdi“ zum Einsatz, ein Unterkörper-Dummy aus Carbon.
Die Rohrprofile sind nun deutlich tiefer als beim „alten“ Aeroad. Jedoch ist dieses Rahmendesign auch aufgrund des Gewichts und des Komforts gewählt, nicht nur rein nach den Aerodynamik-Windkanal-Werten. „Wir wollten nicht ein Aero-Rad auf den Markt bringen. Wir wollten das beste Aero-Rad des Marktes. Die Tests haben gezeigt: Das neue Aeroad ist die Benchmark“, sagt Thorsten Lewandowski, der Global Communications Manager bei Canyon.
Das „alte“ Aeroad kam im Juli 2014 auf den Markt. Es zeigte sich in aktuellen Aerodynamik-Tests noch als überaus konkurrenzfähig. So auch im RennRad-Windkanal-Test, der in der Ausgabe 10/2020 veröffentlicht wurde. Dort konnte das Aeroad CF SL bei 45 km/h 34 Watt im Vergleich zu einem Standard-Aluminium-Rennrad einsparen.
Canyon Aeroad: Aerodynamik & Gewicht
Mit dem neuen Aeroad führte Canyon zahlreiche eigene Messungen durch – mit dem vergleichbaren Testaufbau im gleichen Windkanal wie bei unserem RennRad-Test. Die nötige Watt-Leistung bei 45 km/h ohne Fahrer: 72,5 Watt. Damit läge das neue Aeroad auf Rang eins der Aero-Rennrad-Wertung des RennRad-Tests. Im Vergleich mit dem Vorgängermodell „spart“ das neue Aeroad bei 45 km/h 7,4 Watt ein. Mit einem Fahrer-Unterkörper-Dummy und zwei Trinkflaschen ausgestattet, liegt die Ersparnis bei 5,4 Watt.
Neben der aerodynamischen Optimierung bietet das Aeroad noch weitere Innovationen. Diese sind dem Canyon zunächst kaum anzusehen – beziehungsweise erst auf den dritten oder vierten Blick. So wurden für das Top-Rahmen-Modell CFR – Canyon Factory Racing – die gleichen hochwertigen Carbon-Fasern wie für das CFR Ultimate verwendet. Deshalb soll der neue Aeroad-Rahmen nun um 14 Prozent steifer und zudem rund 170 Gramm leichter sein als jener des Vorgängermodells.
Auch das neue, alle Kabel und Bremsleitungen voll integrierende Cockpit CP0018, das an allen CFR- und CF-SLX-Modellen verbaut wird, wurde um 27 Prozent leichter. Die große Besonderheit des Cockpits betrifft jedoch: seine Variabilität, beziehungsweise die völlig neuen Einstellmöglichkeiten. So ist der Lenker dreiteilig aufgebaut: aus dem 230 Millimeter breiten Mittel- und zwei Seitenteilen. Diese können, mittels vierer Schrauben an der Lenkerunterseite, verschoben oder sogar abmontiert und „eingeklappt“ werden. Ergo wird zum einen die Transport-Möglichkeit in einem Radkoffer vereinfacht – und zum anderen kann die Lenkerbreite schnell und einfach an die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben angepasst werden.
Verstell-Möglichkeiten beim Canyon Aeroad
Somit lässt sich die Standard-Lenkerbreite von 410 Millimetern einfach auf bis zu 390 Millimeter minimieren, beziehungsweise auf bis zu 430 erweitern. Eine weitere Innovation betrifft die Lenkerhöhe: Auch diese lässt sich nun einfach verstellen – ohne den Gabelschaft. Denn: Dieser ist in zwei Bereiche aufgeteilt, einen mit einem 11/8“- und einen mit einem 11/4“-Durchmesser. Beide Teile werden ineinandergeschoben und mit einer Klemmschraube und einem Einsatz gesichert. Der zusätzliche Spielraum bei der Lenkerhöhe liegt dadurch bei plus/minus 15 Millimetern.
RennRad 10/2020: Alle Inhalte der Ausgabe
Für mehr Komfort soll die neuentwickelte Aero-Sattelstütze sorgen. Auch diese ist quasi – unterhalb des sichtbaren Teils – zweigeteilt: In ein „tragendes“ Teil, an dem sie auch geklemmt wird, und in ein nicht-tragendes hinteres Carbon-Teil. Dieses besteht aus einem sehr dünnen Carbonmaterial und soll für eine Gewichtseinsparung der neuen Sattelstütze von rund 33 Gramm, in Relation zum „alten“ Modell, sorgen. Ob auch der Fahrkomfort erhöht wurde, zeigte unser umfassender mehrwöchiger Praxis-Test des neuen Aeroad.
Canyon Aeroad: Der Test
Unser Testmodell kommt aus der Top-Rubrik CFR, Canyon Factory Racing, und ist mit einer elektronischen Shimano-Dura-Ace-Di2-Gruppe ausgestattet. Die Sitzposition fällt etwas „entspannter“ aus als auf dem „alten“ Aeroad. Das Oberrohr ist nicht zu lang, das Steuerrohr blieb eher kurz, somit sitzt man sehr ausgewogen und nur leicht gestreckt auf dem Canyon. Die Ingenieure entsprachen dem Wunsch vieler Kunden – und „entschärften“ die Race-Geometrie des neuen Aeroad leicht: Sie entspricht nun jener der Leichtgewicht-Race-Modellreihe Ultimate. Der Stack-to-Reach-Wert eines “alten“ Aeroads der Größe M: 1,39. Jener des neuen Aeroads: 1,42.
Trainingssteuerung: Tipps für ein effizientes Training
Am Testrad fällt die Sattel-Lenker-Überhöhung dennoch recht groß aus. Doch ließe diese sich – dank des neuentwickelten CP0018-Cockpits – schnell und einfach ändern. Auch die Lenkerbreite lässt sich mittels vierer Schrauben einfach verstellen. Diese Schrauben sind beim Umgreifen des Oberlenkers teils spürbar, stören aber die insgesamt gute Ergonomie nicht.
Canyon Aeroad: Schnell – und doch komfortabel
Das Aeroad verleitet zum Schnellfahren. Die Unterlenkerhaltung fällt optimal ausgewogen aus: leicht kompakt, nicht zu aggressiv und dennoch sehr sportiv. Das Handling ist einfach und direkt. Der Radstand des Testmodells in der Rahmengröße S beträgt 984 Millimeter – dies führt zu einem guten Kompromiss aus einer hohen Laufruhe und einer guten Agilität. In schnellen kurvenreichen Abfahrten konnte das Aeroad voll punkten. Trotz der 62 Millimeter hohen DT-Swiss-ARC-1100-Laufräder des Testmodells fiel die Seitenwindanfälligkeit zwar bei Böen spürbar, aber noch gering aus.
Die Rahmensteifigkeit ist, wie vom Vorgängermodell gewohnt, auf einem sehr hohen Niveau. Auf Flachstrecken überzeugt die Aerodynamik wie die Laufruhe – doch auch bergauf punktet das Aeroad. Das in Relation zum Vorgängermodell geringere Gewicht macht sich bezahlt. Der Faktor Fahrkomfort: erstaunlich hoch. Gerade am Heck, die Front ist spürbar „härter“.
Die Stütze ist zweiteilig: Nur der vordere Steg ist lang und wird geklemmt, der hintere Teil ist extrem dünnwandig und dient mit seinem Kammtail-Design nur aerodynamischen Zwecken. Da die Klemmung zudem nun deutlich „tiefer“ ansetzt, erhöht sich der „Federweg“ – und damit der Flex.
Auch die Reifenwahl trägt zu dem – für ein Aero-Race-Modell – vergleichsweise hohen Fahrkomfort des Aeroad bei: Vorne ist ein 25, hinten ein 28 Millimeter breiter Continental GP5000 montiert. Passend zu den großen Maulweiten der DT-Swiss-Felgen von 17 Millimetern vorne und 20 hinten.
Canyon Aeroad: Modelle & Preise
CFR steht für Canyon Factory Racing, die höchste Rahmenstufe. Das Aeroad CFR wird als Rahmenset, mit der Dura-Ace-Di2-, der Sram-Red-AXS- oder der Campagnolo-Super-Record-EPS-Gruppe angeboten. Die Plattformen Aeroad CFR und CF SLX sind in sieben Rahmengrößen erhältlich, von 2XS bis 2XL. Die Modellreihe CF SL Plattform zusätzlich auch in der Größe 3XS angeboten. In den beiden kleinsten Varianten werden serienmäßig 650B-Reynolds-AR-Laufräder verbaut.
Die Preise: Das Aeroad CFR 9 kostet mit der Shimano Dura-Ace Di2 7499 Euro / mit der Sram Red Etap 7999 Euro / mit der Campagnolo Super Record EPS 8999 Euro.
Das Aeroad CF SLX kostet mit der Shimano Ultegra Di2 4999 Euro / mit der Sram Force Etap 5299 Euro.
Das Aeroad CF SL kostet mit der Shimano 105 Disc 3299 Euro / mit der Shimano Ultegra Disc 3699 Euro.
Mehr Informationen gibt es auf der Website von Canyon.