Zeitmessung bei der Tour de France
Zeitmessung bei der Tour de France: Technik, Regeln, Informationen
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Fontenay-le-Comte. Die Hitze flimmert auf dem französischen Asphalt. Tausende Zuschauer stehen im Zielbereich der ersten Etappe der Tour de France 2018. In zehn, 15 Reihen stehen sie auf jeder Seite der Absperrung. Sie bilden ein ohrenbetäubendes Spalier im Zielbereich. Es sind die Minuten, die Sekunden vor der Entscheidung. Gleich wird feststehen, wer auf den letzten Meter der flachen 189 Kilometer zwischen Noirmoutier-en-l’Île und Fontenay-le-Comte als erster Träger des gelben Trikots die Tour de France in diesem Jahr anführen wird.
Wir stehen unmittelbar an der Ziellinie und verfolgen über eine große Leinwand den letzten Kilometer. 500 Meter, 250 Meter. Wir wenden den Blick von der Leinwand auf den Zielstrich. Wir hören, wie das Klopfen, Klatschen und Schreien der Zuschauer immer lauter wird, je näher die Fahrer kommen. Noch während man das Weltmeistertrikot von Peter Sagan erkennt, rauschen die ersten drei Fahrer Kopf an Kopf auf der ansteigenden Zielgerade an uns vorbei.
Wir erkennen: Fernando Gaviria vom Team Quick-Step Floors siegt. Doch wer wurde Zweiter, wer wurde Dritter? Und welcher der Top-Favoriten konnte sich in der reduzierten ersten Gruppe halten.
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Photofinish: Zeitmessung bei der Tour de France
Für das menschliche Auge ging es einfach zu schnell – nicht jedoch für Pascal Rossier. Er ist der Hüter der Sekunden der Tour de France. Er ist verantwortlich für die Zeitnahme der Tour und leitet die Technik, die über Sieg und Niederlage auf den 21 Etappen und am Ende über den Gesamtsieg entscheiden wird. Seit 2015 stellt die Schweizer Uhrenmarke Tissot gemeinsam mit der Firma Swiss Timing die komplexe Technik für die Zeitnahme der Tour zur Verfügung.
Von Zwischenzeiten, Berg- und Sprintpunkten, dem Photofinish, bis zur offiziellen Tages- und Gesamtwertung – alles wird durch die Technik von Tissot mit Präzision erfasst und verarbeitet. Provisorische Ergebnisse sind in der Regel drei Sekunden nach Zieldurchfahrt verfügbar. Tissot blickt auf eine langjährige Erfahrung als offizieller Zeitmesser zurück. Bereits zwischen 1988 und 1992 war Tissot für die Zeitmessung der Tour verantwortlich. Aber auch bei anderen Radrennen und in anderen Sportarten wie Motorradrennen, Fechten, Eishockey übernimmt Tissot die Zeit- und Datenverarbeitung.
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Zeitmessung: Möglichkeit von Regeländerungen
Für Rossier beginnt die Vorbereitung auf die Tour rund ein halbes Jahr vor der ersten Etappe, mit einem Treffen mit Abgesandten des Weltradsportverbandes UCI und des Tour-Veranstalters ASO. „Beide Seiten können Regeländerungen vorgeben, die wir dann in die Zeitnahme einfließen lassen müssen“, sagt er.
Danach werden im „Timing Lab“ alle Szenarien durchgespielt, das gesamte Equipment wird getestet. Bei der Tour de France ist das bis zu zwölf Personen starke Tissot-Team mehr als drei Wochen lang rund um die Uhr in den Zielbereichen und auf der Strecke im Einsatz. Jeden Abend transportieren sie ihre mehr als zwei Tonnen schwere Ausrüstung von Etappenziel zu Etappenziel bis nach Paris.
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Magic Eye: Entscheidung in Sekunden
Die Zeitmessung erfolgt zweifach abgesichert über Transponder an den Rädern der Fahrer sowie durch den sogenannten Zielfilm. An der Ziellinie ist eine Lichtschranke installiert, welche die Transponder erkennt. Die Antenne liegt unter der Ziellinie. Das Computersystem, das die Platzierungen auflistet, arbeitet in Echtzeit und kann in Sekundenschnelle provisorische Ergebnisse verkünden.
Die Spezialkamera, die etwa auch bei Photofinishs zum Einsatz kommt – das Modell Magic Eye von Swiss Timing –, kann bis zu 10.000 Bilder pro Sekunde liefern.
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Lichtschranken und Transponder für die Zeitmessung
Bei der Tour de France zeichnet sie mit 2000 Bilder pro Sekunden den schmalen Korridor der Ziellinie auf. Alles, was sich über die Linie bewegt, wird erfasst und mit einem Zeitstempel versehen. Durch die Verknüpfung der Transponder- und Zielfilmdaten wird das offizielle Tagesergebnis ermittelt.
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Eine besondere Schwierigkeit im Radsport ist die Drei-Kilometer-Regel: die besagt, dass Fahrer im Korridor der letzten 3000 Meter einer Etappe bis ins Ziel dann keine Zeit verlieren, wenn sie stürzen oder einen Defekt haben. Hierfür liegt eine weitere Antennenmatte drei Kilometer vor dem Ziel. Beim Zeitfahren ist die Technik noch aufwendiger: Die Zeitnahme startet und endet beim Durchfahren von Lichtschranken. Die Zwischenzeiten werden anhand der Transponder und Antennen genommen.
Weitere Informationen: www.tissottiming.com