Frauen auf dem Rennrad – am besten auf speziell konstruierten Rädern
Frauen auf dem Rennrad: Speziell konstruierte Rennräder – Ratgeber
in Frauen-Radsport
Frauen sind im Radsport unterrepräsentiert, es handelt sich nach wie vor um eine Männerdomäne. Doch ähnlich wie beim Fußball verschieben sich auch hier langsam die Fronten, und Frauen treten dafür ein, im Radsport sichtbarer zu werden. Erschwerend wirkt jedoch, dass die Zahl der Radrennen in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken ist. Meist sind monetäre Gründe verantwortlich. Nichtsdestotrotz haben wenigstens die Hersteller von Rennrädern Frauen endlich auf den Schirm und bauen Räder, die deutlich besser mit der weiblichen Anatomie harmonieren. So kommen immer mehr Laiensportler mit dem Sport in Berührung und könnten ihre Begeisterung dafür entdecken. Spezielle Rennräder für Frauen gibt es bei gut sortierten Fachhändlern. Doch was sind die wesentlichen Unterschiede zu den Männerrädern, oder handelt es sich mehr um einen Marketinggag?
Frauen haben einen anderen Körperbau als Männer
Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Konstruktion von Fahrrädern für Frauen. Auch wenn die Grenzen fließend sind, kann man in der Regel von folgenden Unterschieden ausgehen:
- Frauen sind meistens etwas kleiner als Männer.
- Sie haben breitere Hüften.
- Ihre Schultern sind schmaler.
- Frauen haben, im Vergleich zur Schrittlänge, einen kürzeren Oberkörper.
Rahmen eines Rennrads für Frauen
Da Frauen durchschnittlich kleiner sind, beginnen die Rahmen der Rennräder, welche für sie konstruiert werden, mit einer kleineren Größe. Manche Hersteller konstruieren spezielle Rahmen, andere setzen auf einen Unisex-Rahmen, der mit einem Frauensattel und -lenker ergänzt wird. Allerdings kann ein Unisex Rahmen zu Schmerzen und Verspannungen führen, weil man sich als Frau deutlich mehr strecken muss, um den Lenker zu erreichen. Das schmerzt im Nacken und in der Schulter und wirkt sich auch auf die Sitzposition aus. Man rutscht auf dem Sattel immer weiter nach vorn, was ebenfalls Probleme bereitet.
Bei einem speziell auf die weibliche Anatomie angepassten Rahmen ist es anders: Der im Vergleich kürzere Oberkörper und die längeren Beine werden bei der Konstruktion dadurch ausgeglichen, dass ein kürzeres Oberrohr und ein kürzerer Vorbau verwendet werden. Die vertikale Entfernung ist kürzer, was einen aufrechteren und komfortableren Sitz erlaubt. Das Oberrohr fällt stärker ab, wodurch die Überstandshöhe verringert und das Auf- und Absteigen vereinfacht wird.
Anforderungen an Sattel und Lenker
Das dauerhafte Sitzen auf einem normalen Sattel bereitet vielen Frauen Probleme. Das liegt daran, dass Frauen wesentlich breitere Sitzknochen haben. Die Kontaktfläche eines Frauensattels ist demzufolge auch deutlich breiter. Manche Frauen finden es angenehmer, einen Sattel mit Aussparungen zu verwenden. Empfindliche Bereiche im Schritt werden so nicht abgedrückt und werden nicht taub, denn das Blut kann besser zirkulieren.
Der Lenker an einem Damenrad ist durch den kürzeren Vorbau leichter zu erreichen. Zudem ist der Lenker schmaler und die Bremshebel sind näher. So sind sie auch mit kürzeren Fingern leicht bedienbar.
Bei den Pedalen, die zusätzlich zum Rad gekauft werden müssen, da sie nicht standardmäßig angebaut sind, gibt es ebenfalls Unterschiede. Und zwar ist die Kurbellänge kürzer, sodass eine bessere Kraftübertragung möglich wird. Das Gleiche wird allerdings bei kleinen Unisex Rahmen gemacht, sodass zu diesen kein wesentlicher Unterschied besteht.
Weitere Unterschiede zu Männerrädern
- Manche Hersteller verwenden eine andere Zusammensetzung für die Premium-Carbonrahmen ihrer Frauenräder und passen sie so an das meist geringere Körpergewicht der Fahrerinnen an. So lässt sich zusätzlich Gewicht reduzieren, ohne dass die Langlebigkeit leidet.
- Das Aussehen der Räder ist der augenscheinlichste Unterschied und war lange das entscheidende Merkmal eines Damenrades. An die Stelle schwarzer oder grauer, schlichter Rahmen treten farbenfrohe Styles. Allerdings ist dieser Unterschied in der Regel schon längst wieder verschwommen, denn es gibt auch dezente Damenräder und stylishe Bikes für Männer.
Sollten Frauen zu einem speziellen Rennrad greifen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn jede Frau ist anders, hat einen anderen Körperbau und einen anderen Anspruch an ihr Rad. Eine recht große Frau mit schmalen Hüften kann auf einem Männerrad gut zurechtkommen. Eine kleine Frau mit einem weiblichen Körperbau ist jedoch besser beraten, zu einem speziellen Rad zu greifen. Es ist an die weibliche Anatomie angepasst und ermöglicht von vornherein ein besseres Fahrgefühl und damit auch mehr Fahrspaß.
Natürlich können auch die meisten Unisex Räder so angepasst werden, dass sie den weiblichen Körperbau unterstützen. Allerdings gehen dabei eventuell andere Effekte verloren, welche die Designer beim Entwurf des Rades geplant hatten. Ein spezielles Frauenrad braucht viel weniger Individualisierungen und kann sein spezielles Potenzial beim Fahren dadurch besser entfalten.
Probefahren ist ein Muss
Um ein wirklich passendes und bequemes Rad zu finden, auf dem man als Frau schnell und komfortabel unterwegs sein kann, ist eine Probefahrt ein Muss. Je geneigter der Oberkörper und je schmaler der Sattel, umso unbequemer ist man unterwegs. Das lässt sich nicht anhand von Fotos eruieren, sodass eine Onlinebestellung meist erst dann infrage kommt, wenn man den Hersteller und vielleicht sogar das Modell schon kennt und ausprobieren konnte.
Wer das Gefühl hat, nach dem Fahren übermäßig verspannt zu sein, sollte ebenfalls über einen Wechsel des Rades nachdenken.