Länger, schöner, näher
Schwarzwald-Touren für Rennradfahrer: Strecken-Ideen, Tipps, Steigungen
in Reise
Hornisgrinde | Nordschwarzwald – 1150 Meter
Fast 1000 Meter Anstieg an einem Stück. Das bietet die Steigung zur höchsten Erhebung des Nordschwarzwaldes. Der Gipfel der Hornisgrinde liegt auf 1164 Metern. Die mit dem Rennrad erreichbare Höhe liegt 14 Meter darunter. Am „einfachsten“ ist die Anfahrt von Baden-Baden über die Schwarzwald-Hochstraße. Die steilere Variante startet auf der Hornisgrindestraße, fast am Ortsausgang in Achern im Rheintal auf nur 170 Metern.
Die Durchschnittssteigung liegt insgesamt bei sechs Prozent, wobei sich die ersten dreieinhalb Kilometer mit 2,2 Prozent perfekt zum Einrollen eignen. Mit mehr als zwölf Prozent werden die Steigungszahlen in Sachbachwalden, einem von Fachwerkhäusern und Blumenschmuck gekennzeichneten Dorf, danach erstmals zweistellig. Es folgen Abschnitte mit bis zu 14 Prozent, ehe man die Waldpassage und das Dorf Brandmatt erreicht. Später, am alten Forsthaus, kann man den hohen Sendeturm des Hornisgrinde-Gipfels schon von Weitem erblicken. Die letzten 1,5 Kilometer dorthin führen durch einen Fichtenwald und noch einmal mit knapp 9,5 Prozent bergauf.
Schließlich, auf einem fast schnurgeraden Stück, erreicht man das Hochplateau der Hornisgrinde. Von dort hat man einen einzigartigen Blick hinunter auf die Rheinebene. Man denkt an die 1000 Höhenmeter, die man bewältigt hat – und spürt sie in den Beinen.
Schwarzwald-Tipp Hornisgrinde: Daten und Fakten
Länge: 16 Kilometer
Höhenmeter: 980
Startort: Achern
Maximalsteigung: 14 Prozent
Schwarzmiss | Nordschwarzwald – 939 Meter
Murg und Enz sind zwei Zuflüsse des Rheins und verlaufen gewissermaßen parallel. Die Schwarzmiss überwindet den Höhenzug dazwischen. Die Westauffahrt von Hilpertsau ist steil, spektakulär – und 11,3 Kilometer lang. Sie ist unter Rennradfahrern auch als „Kaltenbronner Wand“ bekannt. Der Grund: Mit dem zwölf Prozent steilen Mittelteil zählt der Anstieg zu den schwierigsten Steigungen des Nordschwarzwalds.
Von Beginn an, schon kurz nach Hilpertsau, führt die Straße mit fast zehn Prozent steil bergauf. Nur ein kurzes „flacheres“ Zwischenstück von vier Prozent Steigung unterbricht die Kletterei, bevor in Reichental, dem einzigen Ort vor dem Gipfel, die steilste Rampe wartet: Hier erreicht die Straße auf einer Länge von drei Kilometern eine Steigung von 16 Prozent. Auf den letzten Kilometern zur Passhöhe finden sich einige schöne Aussichtsstellen, die zum Blick ins Tal einladen. An der Passhöhe selbst lohnt ein Abstecher zum Kaiser-Wilhelm-Turm, der Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Von dessen Aussichtsplattform kann man, bei guter Sicht die Hornisgrinde, Gernsbach und sogar die ersten Häuser von Karlsruhe erblicken.
Der Name des Bergs stammt im Übrigen von dem gleichnamigen Hochmoor ab: „Miss“ oder „Müss“ ist im Nordschwarzwald ein Begriff für Hochmoorlandschaften.
Schwarzwald-Tipp Schwarzmiss: Daten und Fakten
Länge: 11,3 Kilometer
Höhenmeter: 755
Startort: Hilpertsau
Maximalsteigung: 16 Prozent
Wilhelmshöhe | Mittlerer Schwarzwald – 990 Meter
Ein 19 Kilometer langer Anstieg. Auch den findet man im Schwarzwald. Dies sind Alpen-Dimensionen. Die Wilhelmshöhe liegt westlich von Schonach. Der Ort ist vor allem durch den Wintersport bekannt. Die Anfahrt von Elzach folgt dem sanft ansteigenden Elztal mit einem weiten Bogen nach Norden. Die ersten 6,5 Kilometer eignen sich mit selten mehr als drei Prozent Steigung perfekt zum Einrollen. Erst ab Oberprechtal legen die Steigungsprozente zu.
Die Strecke führt dann mit zwischen vier und sechs Prozent idyllisch an einzelnen Bauernhöfen und an einem Fluss entlang bergauf. Die letzten drei Kilometer bis zur Passhöhe werden schließlich deutlich steiler: Es werden maximal neun Prozent Steigung erreicht. Direkt an der Passhöhe findet man das Gasthaus Wilhelmshöhe. Nach 19 Kilometern und mehr als 600 Höhenmetern hat man sich dort Espresso und hausgemachten Kuchen redlich verdient. Die Abfahrt über Schonach nach Triberg lohnt sich: Dort kann man die höchsten Wasserfälle Deutschlands bestaunen.
Schwarzwald-Tipp Wilhelmshöhe: Daten und Fakten
Länge: 19,4 Kilometer
Höhenmeter: 618
Startort: Elzach
Maximalsteigung: 9 Prozent
Kniebis | Mittlerer Schwarzwald – 930 Meter
Früher verlief auf dem Kniebis die Landesgrenze von Baden und Württemberg. Damals gab es einen badischen und einen württembergischen Ortsteil. Im Winter ist der Kniebis ein beliebtes Langlaufgebiet.
Von Bad Rippoldsau-Klösterle aus sind 8,4 Kilometer und 387 Höhenmeter bis zum Gipfel an der Schwarzwaldhochstraße zu überwinden. Der Anstieg weist auf den ersten 3,5 Kilometern noch eine geringe Steigung auf. Dann warten Steigungen von bis zu 13 Prozent. Bis zur ersten Kehre nach 4,5 Kilometern beträgt die durchschnittliche Steigung neun Prozent. Auf dem Weg zum Gipfel wird es zum Schluss wieder deutlich flacher. Verlegt man den Startpunkt für die Auffahrt zum Kniebis von Klösterle nach Wolfach, kommt man sogar auf 29 Kilometer und insgesamt 700 Höhenmeter bergauf.
Schwarzwald-Tipp Kniebis: Daten und Fakten
Länge: 8,4 Kilometer
Höhenmeter: 387
Startort: Bad Rippoldsau-Klösterle
Maximalsteigung: 13 Prozent
Geutsche | Mittlerer Schwarzwald – 916 Meter
2,2 Kilometer kurz und bis zu 19 Prozent steil: Die Geutsche mit ihren 224 Höhenmetern liegt oberhalb der Stadt Triberg im Hochschwarzwald. Der Anstieg war früher Teil des Grand Prix Triberg-Schwarzwald, der als das schwerste Eintagesrennen in Deutschland galt.
Der als Rundkurs angelegte Parcours führte gleich mehrmals und zum Teil bei widrigsten Bedingungen über die Geutsche. 2009 fand die letzte Austragung des Profi-Rennens statt.
Schwarzwald-Tipp Geutsche: Daten und Fakten
Länge: 2,2 Kilometer
Höhenmeter: 224
Startort: Triberg
Maximalsteigung: 19 Prozent
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Brandenkopf | Mittlerer Schwarzwald – 945 Meter
Einer der höchsten Berge im mittleren Schwarzwald liegt zwischen Kinzig-, Harmersbach- und Wolftal. Markant macht den Berg der über 100 Meter hohe Sendeturm. Die vier verschiedenen Auffahrten von Walke, Hausach, Unterharmersbach und Oberharmersbach treffen sich alle etwas unterhalb des Gipfels.
Von dieser Kreuzung führt dann eine etwa 1,5 Kilometer lange Schlussgerade hinauf, die es in sich hat. Denn mit zum Teil deutlich mehr als zehn Prozent Steigung verlangt sie jedem Fahrer noch einmal alles ab. Der Brandenkopf ist Teil des SymBadischen Radmarathons, der jedes Jahr im September über mehrere der härtesten Anstiege des Schwarzwalds führt. Seine Kennzahlen: 201 Kilometer und 3700 Höhenmeter.
Die schwierigste Auffahrt zum Brandenkopf ist die aus Unterharmersbach. Im Mittelteil der einspurigen Straße sind auf drei Kilometern durchgängig rund zehn Prozent Steigung zu überwinden. Im schwarzwaldtypischen dichten Nadelwald werden auch Spitzen von 16 bis 18 Prozent erreicht. Der steile Abschnitt dauert noch bis zur Einmündung in die Variante aus Oberharmersbach an. Ab hier folgt eine deutlich flachere Passage bis zur Kreuzung der drei Auffahrtsvarianten aus Harmersbach-, Kinzig- und Wolftal.
Schwarzwald-Tipp Brandenkopf: Daten und Fakten
Länge: 8,8 Kilometer
Höhenmeter: 731
Startort: Unterharmersbach
Maximalsteigung: 18 Prozent
Weitere Varianten zum Brandenkopf
Von Walke: 9 Kilometer | 567 | 13 Prozent
Von Hausach: 10,6 Kilometer | 722 | 16 Prozent
Von Oberhamersbach: 9 Kilometer | 567 | 13 Prozent
Rinken | Südschwarzwald – 1196 Meter
Der Anstieg liegt am nördlichen Fuße des Feldbergs. Die Auffahrt von Oberried durch das tief eingeschnittene Zastlertal zählt mit Sicherheit zu den schwersten Anstiegen, die der Schwarzwald für Rennradfahrer zu bieten hat. Der Einstieg beginnt von Kirchzarten aus kommend in Oberried auf 445 Metern.
An der ersten Kehre folgt man einfach der Beschilderung gen Zastlertal und wird belohnt: Die Straße führt vorbei an typischen Schwarzwaldhöfen. Kurz darauf ist der Weg für Autofahrer gesperrt – man hat die Fahrbahn für sich allein. Die folgenden zwei Kilometer sind zwischen zehn und 15 Prozent steil. Die letzten hundert Meter geht die Straße dann in einen befestigten Forstweg über, der jedoch problemlos mit dem Rennrad zu fahren ist. Die Kreuzung auf der Passhöhe ist dann wieder asphaltiert. Dort hat man die Wahl: Kehrt man im Gasthof Rinken ein, oder nimmt man die landschaftlich reizvolle Abfahrt über Alpersbach nach Hinterzarten?
Wer noch nicht genügend Höhenmeter gesammelt hat, kann dort außerdem einen Abstecher über die Stichstraße zur Baldenweger Hütte an der Nordflanke des Feldberges machen. Der steile Weg dahin führt über eine sehr gute, asphaltierte Straße, auf der man binnen eines Kilometers stattliche 125 Höhenmeter zurücklegt. Steil, steiler, Schwarzwald.
Schwarzwald-Tipp Rinken: Daten und Fakten
Länge: 11,8 Kilometer
Höhenmeter: 802
Startort: Oberried
Max. Steigung: 15 Prozent
Notschrei | Südschwarzwald – 1120 Meter
Von Kirchzarten aus führt der Anstieg über Oberried in Richtung Notschrei. Bereits auf den ersten neun Kilometern bis zum Steinwasenpark, einem Vergnügungspark, kämpft man mit Steigungen von bis zu 14 Prozent. Kurz darauf folgen zwei weitere steile Kehren. Erst wenn sich der Wald lichtet, wird die Steigung weniger.
Das Schlimmste ist überstanden. Die Passhöhe versteckt sich allerdings hinter einer etwa zwei Kilometer langen Geraden mit noch einmal mehr als zehn Prozent Steigung. Der Weg geradeaus führt hinab nach Todtnau. Rechts geht es weiter auf die Panoramastraße.
Schwarzwald-Tipp Notschrei: Daten und Fakten
Länge: 13,5 Kilometer
Höhenmeter: 734
Startort: Kirchzarten
Maximalsteigung: 14 Prozent
Schauinsland | Südschwarzwald – 1200 Meter
Von 270 auf 1200 Meter: Mehr als 900 Höhenmeter sind von der Freiburger Innenstadt aus bis hinauf auf den Schauinsland zu überwinden. Damit hat der Anstieg fast schon eine alpine Dimension.
Ähnliches lässt bereits eine Serie schnell aufeinanderfolgender Serpentinen vermuten. Die Maximalsteigung beträgt hier zwölf Prozent. Viel schwieriger sind die beiden kürzeren Auffahrten. Jene vom Münstertal aus ist bis zu 21 Prozent steil. Das Ziel ist der Parkplatz auf 1200 Metern. Hier endet auch das alljährliche Bergzeitfahren „Schauinslandkönig“. 2019 findet das Event am 14. Juli statt.
Schwarzwald-Tipp Schauinsland: Daten und Fakten
Länge: 17,9 Kilometer
Höhenmeter: 930
Startort: Freiburg
Maximalsteigung: 12 Prozent
Kandel | Südschwarzwald – 1241 Meter
Er gilt als der härteste Berg im südlichen Schwarzwald. Die Zahlen sind eindrucksvoll: fast zwölf Kilometer und 8,2 Prozent Durchschnittssteigung. Der Kandel ist das „badische Alpe d’Huez“. Durch seine exponierte Lage wirkt der 1241 Meter hohe Hausberg von Waldkirch eindrucksvoller als benachbarte Berge vergleichbarer Höhe.
Die Landschaft ist weniger hochalpin, denn man befindet sich praktisch die ganze Zeit über im dichten Wald. Im oberen Teil der Auffahrt, und besonders vom Gipfel, bieten sich allerdings grandiose Ausblicke zur Hügelkette auf der anderen Seite des Elztals, das Rheintal – und bei gutem Wetter auch bis hin zu den Vogesen am Horizont. Die brutalste Rampe wartet ab dem Gasthaus Altersbach. Die erste Kehre führt mit zwölf Prozent Steigung bergan und mündet in eine zweite Rampe mit 15 Prozent Steigung. Hat man diesen Kilometer überstanden, pendeln sich die Steigungswerte bei zehn Prozent ein.
Ab der dritten Kehre hat man dann zum ersten Mal auch eine Aussicht ins Elztal. Kurz vor der vierten Kehre wartet noch einmal eine tückische Rampe, die jedoch nur etwa 100 Meter kurz ist. Ziel des Anstiegs ist das Hochplateau, auf dem sich auch ein großer Parkplatz für Wanderer und Skifahrer befindet. Die Abfahrt Richtung Glottertal bietet Kurvenreichtum und starkes Gefälle. Sie fordert die Fahrtechnik – und die Bremsen.
Schwarzwald-Tipp Kandel: Daten und Fakten
Länge: 11,8 Kilometer
Höhenmeter: 970
Startort: Waldkirch
Max. Steigung: 15 Prozent
Belchen | Südschwarzwald – 1360 Meter
Eine kahle und markante Bergkuppe zeichnet ihn aus: Den Belchen erkennt man von Weitem. Seinen Namen teilt er sich unter anderem mit den Ballons jenseits der Grenze zu Frankreich, in den quasi gegenüberliegenden Vogesen. Insgesamt gibt es drei Belchen in der Region, die sich auch zu – sehr harten – Touren kombinieren lassen.
Zwei Straßen führen auf den zweithöchsten mit dem Rennrad zu befahrenden Anstieg im Schwarzwald: eine Stichstraße aus Richtung der B317 sowie ein Anstieg über Wieden. Entscheidet man sich für die erstere Route, gewinnt man ab Aiterbach bei einer konstanten Steigung von sieben Prozent stetig an Höhe, bis man die Abzweigung zum Belchen erreicht. An Feiertagen und Wochenenden lässt eine Schranke kurz nach der Abzweigung nur noch den Linienbus zum Gipfel durch. Die 3,8 Kilometer lange Straße ist dann von Ausflüglern und Radfahrern bevölkert. Der zweite Anstieg führt über das Wiedener Eck. Hat man dieses erreicht, geht es circa drei Kilometer hinauf zum „Rollspitz“, von dem man einen herrlichen Blick zum Belchen hat.
Nach einer kurzen Abfahrt biegt man scharf rechts ab hinauf zur Belchen-Talstation. Hier beginnt das Finale: der vier Kilometer lange Schlussanstieg zum Belchen. Die Steigung beträgt im Durchschnitt sieben Prozent. An einigen Stellen ist die Straße bis zu zwölf Prozent steil.
Schwarzwald-Tipp Belchen: Daten und Fakten
Länge: 11,1 Kilometer
Höhenmeter: 815
Startort: B317
Maximalsteigung: 9 Prozent
Alternative Belchen-Route
Wiedener Eck: 9,5 Kilometer | 444 Höhenmeter | 12 Prozent Maximalsteigung
Informationen zur Plattform quaeldich.de
„Hauptsache bergauf“ – das ist das Motto der Plattform quaeldich.de. Hier finden bergaffine Rennradfahrer nahezu alle Anstiege, die man mit schmalen Reifen befahren kann. Gut 5500 Pässe umfasst das Archiv derzeit. Zu jedem Berg gibt es Routen, Höhenprofile sowie Informationen über Verkehr und Wegbeschaffenheit. In jeder RennRad-Ausgabe stellen die Macher von quäldich.de einen ihrer Lieblingspässe vor. Das Portal lebt von aktiven Nutzern, die Daten und Informationen einpflegen. Darüber hinaus bietet quaeldich.de etliche geführte Rennrad-Pässereisen an.