Transibérica, Reportage, Langstreckenrennen
Transibérica durch Spanien und Portugal – Geschichte von Ulrich Bartholmös

España Extrem

Transibérica durch Spanien und Portugal – Geschichte von Ulrich Bartholmös

Traum-Landschaften: 3600 Kilometer und 43.000 Höhenmeter – durch Spanien und Portugal. Einmal nonstop um die iberische Halbinsel. Als Selbstversorger, mit Schlafsack und ohne fremde Hilfe. In neun Tagen, 20 Stunden und 33 Minuten. Die Reportage über das Ultralangstreckenrennen Transibérica – und die Geschichte ihres Siegers: Ulrich Bartholmös.
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Txirimiri tut weh. Wie Nadelstiche trifft der baskische Sprühregen das Gesicht des Radfahrers. Er kneift die Augen zusammen, blinzelt und sucht nach Orientierung. Die Lichter Bilbaos hat er hinter sich gelassen – genau wie seine Konkurrenten. Zwei Stunden nach dem Start ist Ulrich Bartholmös bereits allein. Allein mit sich, der Dunkelheit, dem Asphalt, dem Wind, der vom Atlantik herüberweht – und dem Regen. Der 33-Jährige liegt wie ein Zeitfahrer auf seinem Lenker. Sein erstes Ziel: der Sonnenaufgang. Seine Gedanken klammern sich an die wärmenden Sonnenstrahlen, während er mit 30 Stundenkilometern durch die Nacht – und durch den Txirimiri fährt. Sein zweites Ziel sind die Pyrenäen, der erste Checkpoint des Langstreckenrennens Transibérica.

Denn Ulrich Bartholmös fährt nicht nur gegen sich und seine Konkurrenten. Er fährt vor allem gegen die Zeit. Sein Ziel: in acht Tagen die iberische Halbinsel zu umrunden. 3600 Kilometer und 43.000 Höhenmeter insgesamt. Durch Sonne, Wind, Regen und dünne Luft.

Langstreckenrennen als Leidenschaft

Der erste Tag: Nach neuneinhalb Stunden in der Zeitfahrposition steigt die Straße endlich an. Die Pyrenäen kündigen sich an: Der Anstieg zum Col de la Pierre Saint-Martin ist knapp 21 Kilometer lang. 1400 Höhenmeter und bis zu 15 Prozent steile Rampen muss Ulrich Bartholmös überwinden. Beim Gedanken ans Klettern, an die Höhenmeter und die Aussicht auf Sonnenstrahlen oberhalb der Wolkendecke zeigt sich ein Lächeln im Gesicht des Münchners.

In den Pyrenäen ist er in seinem Element. Sie hat er bereits im Juni 2019 von Ost nach West durchquert. Die Daten seiner Extremtour damals: 950 Kilometer und 24.000 Höhenmeter. In 50 Stunden, 51 Minuten und 43 Sekunden. Mit dieser Zeit, mit dieser Extrem-Leistung, gewann er das Transpyrenees Ultracycling Race – und noch viel mehr: eine neue Leidenschaft. „Ich habe bei dem Rennen etwas gefunden, das mir unglaublich Spaß macht, mich an meine Grenzen bringt und das ich offensichtlich ganz gut kann.“

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Aus dem „normalen“ Leben ausbrechen

Ein Langstreckenrennen ist einerseits der Versuch, aus dem „normalen“ Leben auszubrechen. Man folgt dem Ruf nach Freiheit und Abenteuer – und unterwirft sich dem Diktat der Einfachheit. Rad fahren, essen, schlafen als Kreislauf bis zur Ziellinie.

Das schier endlose Radfahren, das monotone Treten, wirkt dabei oft wie der Blick in ein Mikroskop: Man erkennt plötzlich Dinge, die man vorher nie sah. Man stellt sich den Fragen, die man sich vorher nie gestellt hat. Einige davon sind existenziell: Wer bin ich und was will ich? Ein Langstreckenrennen ist weniger ein Kampf gegen die Konkurrenten, sondern vielmehr eine permanente physische und psychische Auseinandersetzung mit sich selbst – und der Natur.

Transibérica, Eindrücke

„Bei jedem Auto, das zum Überholen ansetzte, hatte ich Angst, wieder touchiert und erneut zu Fall gebracht zu werden.“

Im eigenen Rhythmus bei der Transibérica

Und doch sind solche Extremrennen wie das Transibérica nur eine Analogie zum vermeintlich „echten“ Leben – nur eben in verdichteter Form. Es gibt Höhen und Tiefen, Tränen des Glücks und der Verzweiflung, Schmerzen und Flow, Panik und Poesie. Soll ich aufgeben oder weitermachen?

Bei kaum einer anderen Disziplin liegen diese Extreme so dicht beieinander wie auf im Langstrecken-Radsport.

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Wie wird man Extremradsportler?

Wie wird man zum Extremradsportler? Ulrich Bartholmös‘ Antwort darauf ist so präzise wie banal: „Um in die Ultracycling-Szene einzusteigen, musst du den Willen haben, deine Grenzen zu finden und zu überwinden. Du musst Abenteuer und Einsamkeit lieben. Du musst Improvisationstalent haben. Du musst dich selbst motivieren können – in jeder Lebenslage. Aus meiner Erfahrung kann man unheimlich viel aus dem Extremradsport auf sein ‚anderes‘ Leben, beruflich wie privat, übertragen.“

Dazu gehört es zum Beispiel, sehr schnell Entscheidungen zu treffen. Nach 25 Stunden und 7800 Höhenmetern im Sattel kommt Ulrich Bartholmös an einen solchen Punkt. Ein heftiges Gewitter zwingt ihn zum Anhalten. „Bei dem Wetter zum nächsten Checkpoint auf den 2020 Meter hohen Pico de Javalambre? Nein, zu nass, zu kalt und zu riskant“, sagt er später. Er entscheidet sich fürs Warten – und für eine Schlafpause. Windgeschützt im Hinterhof des Krankenhauses von Teruel, legt er sich eingewickelt in seinen Schlafsack auf den kalten Steinboden und schließt die Augen.

Carlos von der Transibérica-Crew

Drei Stunden später unterbricht das schrille Weckerklingeln die Stille der Nacht. Er rollt seinen Schlafsack zusammen, verstaut ihn in seiner Packtasche und steigt wieder aufs Rad. Sein nächstes Ziel: zum Sonnenaufgang am Pico de Javalambre, am nächsten Checkpoint, stehen. Weiter, immer weiter. Bergauf. Bergab. Auf schmalen Sträßchen und entlang von Autobahnen und Schnellstraßen. Die steilen Rampen in der Anfahrt zum Berg bezwingt Bartholmös noch in der Dunkelheit.

Erst kurz unterhalb des Gipfels setzt die Dämmerung ein. Zarte Sonnenstrahlen künden bereits von einem sonnigen Tag. Die Gewitterwolken vom Vortag haben sich verzogen. Im goldenen Morgenlicht nimmt Ulrich Bartholmös die finalen drei Kilometer in Angriff – auf grobem Schotter, der Gift ist für seine Schlauchreifen. An der Passhöhe des Pico de Javalambre steht Carlos von der Transibérica-Crew, schießt Fotos und setzt den nötigen Stempel in die Pässe der Teilnehmer. Bartholmös nimmt sich hier die Zeit, die sonst so kostbar ist.

Hier oben am Berg zählen andere, wesentlichere Dinge. Er bleibt kurz stehen, blickt auf die umliegenden Berggipfel und schließt die Augen. Das ist es, was Langstreckenrennen ausmacht: bei sich sein und die Natur mit allen Sinnen erleben. Staunen und träumen, vom Morgen am Berg, und dem Abend am Meer. Fot machen, Jacke anziehen. Abfahrt.

Transibérica, Sierra Nevada

„Nach 1513 Kilometern und 19.359 Höhenmetern im Rennmodus sitzt er still da und genießt den Blick auf die Gipfel der Sierra Nevada. Sein Vorsprung beträgt bereits mehr als 28 Stunden.“

Fahrerflucht

Die Abfahrt vom zweiten Checkpoint ist lang, aber nicht spektakulär. Später geht es stets weiter in Richtung Süden – und durch spanisches Niemandsland dem Meer entgegen. Auf dem Weg nach Almansa ist die Landschaft mal flach, mal hügelig, meist aber wenig besiedelt. Aus vielen Feldern und Wiesen ist das Grün längst verschwunden. Ein langweiliges Braun dominiert stattdessen die Landschaft rechts und links der Straße.

Diese Langeweile wird am frühen Nachmittag durchbrochen. Ulrich Bartholmös pedaliert auf einem großzügig ausgebauten Randstreifen einen kurzen Anstieg empor, als ein Auto zum Überholen ansetzt. Dessen Seitenspiegel trifft ihn wie ein Streifschuss an der Hüfte. Er versucht noch die Balance zu halten, doch er hat keine Chance. Der Sturz ins Kiesbett ist unausweichlich.

Aus den Augenwinkeln sieht er noch die roten Bremslichter des Autos aufleuchten. Der Fahrer hat seinen Fehler offensichtlich registriert. Doch anstatt anzuhalten, auszusteigen und sich um das Sturzopfer zu kümmern, setzt er seine Fahrt einfach fort. Ulrich Bartholmös steht auf, lehnt sein Rennrad an einen Straßenpfosten – und atmet durch. Was ist eben passiert? Ein paar Kratzer am Knie, der Oberschenkel schmerzt, sein Lightweight-Carbon-Hinterrad hat einen Riss in der Flanke.

Das Ende der Transibérica?

Kann er seine Fahrt fortsetzen? Die Minuten vergehen. Und immer wieder kreisen die Gedanken des 33-Jährigen um die verbleibende Strecke, um den Zustand seines Materials, um die drei Buchstaben, die das Ende der Transibérica bedeuten würden: DNF. Did not finish.

Später wird er sagen: „Weitaus größer als der physische Schmerz war der Schock, die Angst, die mich fortan nicht mehr losließ. Bei jedem Auto, das zum Überholen ansetzte, hatte ich Angst, wieder touchiert, erneut angefahren zu werden.“ Doch er entscheidet sich dafür, zu kämpfen – gegen die Angst, die Schmerzen und gegen eine Rennaufgabe. Er setzt seine Fahrt fort. Er fährt hinein in die nächste Nacht, nimmt Kurs auf die Küste und erfüllt sich seinen Traum: „Morgens am Berg. Abends am Meer.“

Gegen drei Uhr nachts findet Bartholmös in Vera Playa an der Mittelmeerküste ein Hotel mit Liegen am Strand. Er breitet seinen Schlafsack darauf aus und schläft nach zwei Tagen, fünf Stunden und fünf Minuten im Sattel ein. 1193 Kilometer sind geschafft. Weitere 2300 Kilometer liegen noch vor ihm.

Kurze Nacht

Die Nacht ist kurz. Nach zwei Stunden Schlaf ist sie vorbei. Den nächsten Checkpoint, in Cabo de Gata, will er schon zum Sonnenaufgang erreichen. Knapp 90 Kilometer sind es von seinem Schlafplatz bis dorthin. Hält das Knie? Werden die Schmerzen im Oberschenkel weniger?

Kilometer für Kilometer wird die Tretbewegung runder, die Schmerzen lassen nach. Bartholmös kommt gut voran – und sein Plan geht auf. Als die ersten Sonnenstrahlen des Tages die Klippen des Nationalparks erreichen, steht er staunend mittendrin. Kurz danach hat er auch die zehn Kilometer lange Schotterpassage des Checkpoint-Parcours hinter sich gelassen und steuert die Stadt Almería an. An einem Café am Straßenrand hält er an – und gönnt sich ein Frühstück: Tostadas de queso y jamón & Caffè Americano.

Transibérica, Eindrücke, Schmerzen

„Ich hatte die Wahl: weiterfahren oder anhalten, aufs nächste Auto warten, und damit vielleicht auf den Tod.“

Stechender Schmerz

Für einen Moment steht die Zeit still – für diesen Biss in den Schinken-Käse-Toast und den Blick auf den Strand. Auf den Abstecher ans Meer folgen erneut die Berge. Die Route führt im Norden der Sierra Nevada entlang über Guadix, Richtung Granada, und schließlich zum Dach der Transibérica, zum Pico del Veleta. 3400 Meter hoch liegt dessen Passhöhe. Nie zuvor war Ulrich Bartholmös in dieser Höhe – weder zu Fuß noch mit der Seilbahn.

Wieder übernachtet er am Fuße des Bergs, um früh vor dem Sonnenaufgang aufzubrechen. Um 8:04 Uhr wird er auf dem Pico del Veleta gewertet. Wieder nimmt sich der 33-Jährige die Zeit, innezuhalten. Er lehnt sein Rennrad an das Gipfelkreuz und blickt in den Sonnenaufgang. Das gleißende Morgenlicht lässt die umliegenden Berggipfel der Sierra Nevada noch viel dramatischer erscheinen.

Vorsprung wächst

Nach mittlerweile drei Tagen, zehn Stunden und 37 Minuten, 1513 Kilometern und 19.359 Höhenmetern im Rennmodus sitzt er still da und genießt. Der Vorsprung auf seine Verfolger beträgt zu diesem Zeitpunkt mehr als 28 Stunden. Die folgenden Abschnitte führen ihn gen Südwesten. Bis zu den Checkpoints vier und fünf baut er seinen Vorsprung noch weiter aus. Weil er weniger schläft und schneller fährt als seine Konkurrenten. An Tag sechs erreicht er Portugal. Statt mit der Höhe kämpft er jetzt mit den zahllosen kleinen Anstiegen – und der Hitze. „100 Höhenmeter hoch und 100 Höhenmeter bergab – den ganzen Tag. Das schlaucht, zusammen mit den Temperaturen, die auch an diesem Tag wieder auf über 35 Grad Celsius klettern“, erinnert er sich später an diesen Abschnitt.

Tag sieben: Der Schmerz kündigt sich nicht an. Er ist einfach da. In einer Abfahrt setzen sie plötzlich ein: stechende Schmerzen oberhalb des linken Knies. Jede Kurbelumdrehung wird zur Qual. Immer wieder muss er anhalten. Die 30 Kilometer bis zur Stadt Benavente pedaliert er zuweilen nur mit einem Bein.

Ist dies das Ende seines Traums? Bartholmös entscheidet sich dafür, ein Hotel zu suchen. Er entscheidet sich für eine Pause. 17,5 Stunden verbringt er insgesamt in Benavente, in einem Hotelzimmer und beim Kauf von Kinesio-Tape-Rollen für seinen Oberschenkel und sein Knie. Dann steigt er wieder auf sein Rad. Die ersten Kurbelumdrehungen sind wenig kraftvoll. Stück für Stück gewinnt er das Vertrauen in seinen Körper zurück. Nach 60 Minuten ist er nahezu schmerzfrei. Nach 120 Minuten kommen die Schmerzen zurück – mit ihnen setzt auch der Regen ein.

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Unterkühlt und durchnässt

Mit den zunehmenden Schmerzen im Bein, klatschnass und immer stärker frierend kämpft er sich gegen den Wind in Richtung Norden vor. Vor einem Supermarkt legt er eine erneute Pause ein und kauft sich Müllsäcke, die er zurechtschneidet und als wasserdichte Schicht unter seine Regenjacke anzieht. An einer Tankstelle kauft er Mechaniker-Handschuhe gegen die Kälte.

Bis zum achten Checkpoint, dem Caín de Valdeón, fährt er im Überlebensmodus – durch ein Gebiet, in dem kaum Menschen leben. „Ich hatte die Wahl: weiterfahren oder anhalten, aufs nächste Auto warten, und damit wohl auf den Tod.“

Völlig unterkühlt und durchnässt erreicht er gegen 19 Uhr den Checkpoint in Caín de Valdeón. Dort steigt er vom Rad, betritt das nächstbeste Hotel und stottert irgendetwas von „habitación“. Er schleppt sich die Treppe nach oben, pult sich aus den klammen, mit Regen vollgesogenen Radklamotten und den Mülltüten, setzt sich unter die Dusche und dreht das heiße Wasser auf. 40 Minuten lang.

Schmerzen rücken in den Hintergrund

Tag neun: Mit der Dämmerung beginnt der nächste Abschnitt in Richtung Bilbao, dem Start- und Zielort der Transibérica. Nach einigen kurzen steilen Abschnitten werden die Teilstücke wieder flacher. Der Küste folgend bahnt sich Ulrich Bartholmös seinen Weg. Die Schmerzen im Bein rücken an diesem, vermutlich letzten Tag in den Hintergrund.

Es überwiegt die Euphorie, die Vorfreude auf die Erleichterung und die Endorphine im Ziel – und vor allem auf das Abendessen in Bilbao. Elf Stunden lang sitzt er fast ununterbrochen im Sattel – und kämpft darum, seine Durchschnittsgeschwindigkeit nicht unter 27 km/h fallen zu lassen. Langsamer zu fahren ist keine Option. Das Ziel ist nahe.

Das große Finale der Transibérica

Noch 15 Kilometer. Bilbao ist nah – und doch so fern. Plötzlich meldet sich der Umwerfer der elektronischen Shimano-Di2-Schaltung. Der Akku ist leer. Auf dem kleinen Blatt fährt Bartholmös weiter Richtung Bilbao, durch den Feierabendverkehr in Richtung Ziel: das weltberühmte Guggenheim-Museum. Und dann ist es vorbei.

El final. Nach neun Tagen, 20 Stunden und 33 Minuten. Nach Höhen und Tiefen. Nach Euphorie, Angst, Schmerz, Hunger. Nach einer Achterbahnfahrt aus Emotionen, einem ständigen Wechsel zwischen Stress- und Glückshormonen. Nach mehr als 30 Stunden Zwangspause in den letzten drei Tagen vor der Zielankunft. Als Ulrich Bartholmös über die Ziellinie rollt, wartet seine Frau auf ihn. Sie schließt ihn in die Arme und drückt ihn. Begreifen, verstehen kann er seine Leistung zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Zweit- und der Drittplatzierte treffen erst zwei Tage nach ihm in Bilbao ein.


Transibérica: Die wichtigen Details zu den Events und zum Athleten

Der Athlet

Ulrich Bartholmös ist 33 Jahre alt und lebt in München. Bis April 2019 war er als Manager einer großen Digitalagentur tätig. Nach einer beruflichen Auszeit, die er ab Mai hauptsächlich mit dem Rad in Südeuropa verbrachte, hat er sich als Consultant selbstständig gemacht. Ulrich Bartholmös hat keinen Trainer und bezeichnet sich selbst als Autodidakten.

Die Erfolge

Im Juni 2019 hat Ulrich Bartholmös bereits das Transpyrenees Ultracycling Race gewonnen. Die Daten: 950 Kilometer und 24.000 Höhenmeter nonstop. In 50 Stunden, 51 Minuten und 43 Sekunden. Die Reportage dazu steht in der RennRad-Ausgabe 9/2019. Im Anschluss an die Transibérica nahm Ulrich Bartholmös am Two Volcano Sprint in Italien teil – und siegte auch dort. Die Strecke führte über knapp 1100 Kilometer und zwischen Vesuv und Ätna über 21.300 Höhenmeter. Seine Siegerzeit für das erneut ohne Support zurückgelegte Event: 59 Stunden und 55 Minuten.

Die Ernährung

Von einer gezielten Ernährungsstrategie während eines Ultracycling-Rennens hält Ulrich Bartholmös wenig. „Eis, Schokolade, Cola. Am Abend Fast Food. Bei Ultralangstreckenrennen esse ich alles, was Energie bringt“, lautet seine Devise. Abwechslungsreiche Ernährung im Rennen heißt in seinem Fall: „An einem Renntag bei McDonalds, am nächsten Tag bei Burger King, am übernächsten Tag bei Domino Pizza. Und dann wieder von vorne. Das Essen muss nur einen Zweck erfüllen. Es muss schmecken und Energie liefern.“

Die Events

Die Zahl der Ultracycling-Events ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Während einige Rennen von kommerziellen Veranstaltern organisiert werden, fließen die Startgebühren bei anderen Events, beispielsweise dem „Two Volcano Sprint“, in soziale Projekte. „Mein Herz schlägt ganz klar für die weniger kommerziell organisierten Veranstaltungen. Da bleibt mehr von der Reinheit des Radfahrens“, sagt Ulrich Bartholmös. Auf seiner persönlichen Hitliste thront daher der Two Volcano Sprint ganz oben. Danach folgen die Transibérica, die im nächsten Jahr erstmals auch als Gravel-Edition ausgetragen wird, und das B-Hard Ultra Race in Bosnien-Herzegowina.


Langstrecken-Tipps

Training

Der Trainingsplan sollte darauf abgestellt sein, seine GA1-Leistung zu steigern. Ausdauer, Ausdauer, Ausdauer – viel mehr braucht man de facto nicht.

Transibérica, Tipps

Tipps für Langstreckenrennen

Material

Das Thema Bikepacking spielt bei Unsupported-Rennen eine große Rolle. Die Größe der Tasche ist ebenso von Bedeutung wie die Entscheidung, welche Utensilien darin Platz finden müssen. Wer gerne im Schlafsack unter freiem Himmel übernachtet, braucht eine andere Ausrüstung als jemand, der während des Radabenteuers in Pensionen oder Hotels absteigt. Was in beiden Fällen benötigt wird: eine gute Bekleidung inklusive Regenjacken und -hose sowie eine starke Beleuchtung. Grundsätzlich gilt: Erst die eigenen Ansprüche an ein Bikepacking-Abenteuer formulieren, dann die Materialien dafür besorgen und in der Praxis testen.

Lange Ausfahrten

Es gilt herauszufinden, wie der eigene Körper und Geist auf eine 100, 200 oder 300 Kilometer lange Radausfahrt reagieren. Klein anfangen und behutsam steigern. Klar ist: Wer ein Ultracycling-Rennen fahren will, muss mindestens 300 bis 350 Kilometer pro Tag an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen abspulen können. Die körperliche wie mentale Bereitschaft dazu sollten vorhanden sein.

Schwierige Ausfahrten

Das Training sollte sich nicht nur auf längere, sondern auch auf schwierigere Touren konzentrieren. Zum Beispiel: Wie unterscheiden sich 200 Kilometer in der Nacht von denen am Tag? Wie setzen mir Regen und Kälte zu? Solche Szenarien gilt es im Vorfeld auszuprobieren. Dies hilft dabei, im Rennen damit umzugehen.

Mentale Vorbereitung

Streckenkenntnis beziehungsweise eine Auseinandersetzung mit der Route ist wichtig – auch wenn es eine fixe Route ist. Umso mehr gilt dies, wenn man die Route selbst plant. Welche Schlüsselstellen gibt es? Wo existieren geeignete Schlafplätze? Wo gibt es Verpflegungsmöglichkeiten? Außerdem: Das Setzen von Zwischenzielen hilft, die Konzentration auch auf langen Strecken hochzuhalten. Ebenso hilft es, Worst-Case-Szenarien im Vorfeld durchzudenken. Dazu zählen: Wie reagiere ich bei einem Defekt? Was mache ich, wenn es ununterbrochen in Strömen regnet? Was motiviert mich dann, weiterzufahren?

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