Tour de France 2023, Strecke, Etappen, Vorschau
Tour de France 2023: Strecke und Etappen in der Analyse

Bergtour

Tour de France 2023: Strecke und Etappen in der Analyse

Nur ein Zeitfahren, aber acht Bergetappen. Die Tour de France 2023 ist für die Kletterer gestaltet. Die Strecken-Analyse für die Frankreich-Rundfahrt.
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Es ist eines der legendärsten Bilder der 120-jährigen Tour-Geschichte: Jacques Anquetil, der Dominator, und Raymond Poulidor, sein Herausforderer, fahren Seite an Seite, Ellenbogen an Ellenbogen, bergauf. Das Ziel liegt auf dem Puy de Dome, einem erloschenen Vulkan im Zentralmassiv. Raymond Poulidor zieht kurz vor dem Ziel davon. Dennoch verpasst er das Gelbe Trikot um 14 Sekunden. In Paris gewinnt Anquetil 1964 zum fünften Mal die Tour. Poulidor wird sie nie gewinnen und nie das Gelbe Trikot tragen. Der Puy de Dome ging mehrmals in die Sport-Geschichte ein. 1988 endete letztmals eine Etappe dort. Der Bau einer Zahnradbahn auf den Gipfel schmälerte die Straße so weit, dass der Tour-Tross nicht mehr hinaufkam. 2023 kehrt der Anstieg nun zurück auf den Streckenplan. Diese neunte Etappe wird wohl ein Highlight der Tour de France 2023 sein.

Eine Tour, die wohl vom stärksten Bergfahrer gewonnen werden wird. Die Strecke führt durch viele große Gebirge Frankreichs. Es stehen vier Bergankünfte und vier weitere Bergetappen auf dem Programm. Dafür gibt es nur ein Einzelzeitfahren – und auch dieses kommt den Bergfahrern entgegen. Die 22 Kilometer führen über die Côte des Soudans und die Côte de Domancy. Dieser Anstieg war bereits 2016 Teil eines Zeitfahrens – Chris Froome siegte vor Tom Dumoulin und baute seine Führung in der Gesamtwertung aus. „Für Bora-Hansgrohe ist die Strecke eher positiv, weil wir nicht unbedingt die Zeitfahrspezialisten im Aufgebot haben“, sagte der Teamchef der deutschen Bora-hansgrohe-Equipe, Ralph Denk, bei der Präsentation der Strecke.

Beginn der Tour de France 2023 im Baskenland

Der Beginn der Tour im Baskenland weist mehrere hügelige Etappen auf. Einige Abschnitte kennen die Fahrer von der Clásica San Sebastián.

Zu einem frühen Zeitpunkt – am Ende der ersten Woche – erreicht das Feld die Pyrenäen. Die beiden Etappen dort wurden von den Organisatoren etwas „entschärft“ – zwar steht der Col du Tourmalet erneut auf dem Programm, doch eine frühe Vor-Selektion soll wohl noch verhindert werden. Diese steht mit dem Puy de Dôme im Zentralmassiv und vor allem mit den extrem anspruchsvollen Alpen-Etappen zum Abschluss der zweiten Woche an.

Die 14. und die 15. Etappe weisen jeweils rund 4500 Höhenmeter auf. Auf die legendären Anstiege wie den Col du Glandon, den Galibier oder den Madeleine verzichtet die Tour 2023. Mit dem Col de Joux-Plane steht dennoch einer der schwierigsten Pässe auf dem Programm. Die Daten der Auffahrt: 11,8 Kilometer, 8,6 Prozent Durchschnittssteigung.

Tour de France 2023: Alpen und Vogesen

Am folgenden Tag führt die Strecke über teils „unbekanntere“ Pässe der Savoyer Alpen – den Col de la Forclaz de Montmin, den Col de la Croix Fry, den Col des Aravis und zum Abschluss hinauf nach Saint-Gervais am Mont-Blanc-Massiv. Die Zahlen des Schlussanstiegs: 7,2 Kilometer, 7,7 Prozent Steigung. In der dritten Woche steht unter anderem der Col de la Loze an. Dort gewann 2020 Miguel Ángel López bei der ersten Befahrung des Anstiegs nahe Courchevel.

Das Finale ist besonders – und passt zur gebirgigen Ausrichtung der Tour 2023: eine 130 Kilometer lange Etappe durch die Vogesen – fast ohne flache Abschnitte. Es ist nahezu die Kopie einer Etappe der Tour de France Femmes des vergangenen Jahres. Annemiek van Vleuten gewann dort mit mehr als drei Minuten Vorsprung. Die Anstiege: Ballon d’Alsace, Col de la Croix des Moinats, Col de Grosse Pierre, Col de la Schlucht, Petit Ballon und Col du Platzerwasel.

Bis zum Ziel in Le Markstein legen die Fahrer 3600 Höhenmeter zurück. Hier können noch einmal große Zeitabstände entstehen. Vielleicht kommt es dort erneut zum Zweikampf zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogačar. „Titelverteidiger der Tour zu sein ist immer schwierig, aber ich bin bereit für diese Herausforderung, und habe jetzt die Erfahrung des Siegers auf meiner Seite“, sagte Vingegaard nach der Vorstellung der Route. Tadej Pogačar bilanzierte: „Ich mag die Strecke sehr. Es wird mit der harten ersten Woche im Baskenland von Anfang an ein schweres Rennen. Die frühen harten Anstiege machen die Tour noch interessanter.“

Eine Frage ist, ob ein dritter potenzieller Top-Konkurrent an den Start gehen wird: Remco Evenepoel, das „Wunderkind“, der Vuelta-Sieger und Weltmeister 2022. Er könnte, ebenso wie der Tour-Dritte des Vorjahres, Geraint Thomas, angesichts der wenigen Zeitfahrkilometer den Giro d’Italia der Tour vorziehen.

Französische Mitfavoriten?

Die extrem bergige Tour-Strecke könnte auch den französischen Top-Fahrern zugutekommen. Fahrer wie Guillaume Martin, David Gaudu und Romain Bardet gelten seit Jahren als, in der Relation, eher zeitfahrschwach. Sie alle sind fast reine Bergspezialisten. Die Sprinter dagegen müssen länger als üblich auf die ersten Sieg-Gelegenheiten warten. Erst während der dritten und der vierten Etappe werden sie wahrscheinlich den Sieg unter sich ausmachen.

Die wenigen Flachetappen liegen einzeln verstreut über die insgesamt 21 Tagesabschnitte mit insgesamt 3404 Kilometern verteilt – mehr als fünf oder sechs Chancen werden die Sprinter bis zum Highlight auf den Champs-Elysées wohl nicht haben. Für die Sprinter und Rouleure wird die Tour de France 2023 voraussichtlich vor allem eine Tour der Leiden werden.

Die Etappen der Tour de France 2023

Etappennummer Datum Wo wird gefahren Streckenlänge
1. Etappe 1. Juli 2023 Bilbao – Bilbao 182 km
2. Etappe 2. Juli 2023 Vitoria-Gasteiz – Saint-Sébastian 209 Kilometer
3. Etappe 3. Juli 2023 Amorebieta-Etxano – Bayonne 185 Kilometer
4. Etappe 4. Juli 2023 Dax – Nogaro 182 Kilometer
5. Etappe 5. Juli 2023 Pau – Laruns 165 Kilometer
6. Etappe 6. Juli 2023 Tarbes – Cauterets-Cambasque 146 Kilometer
7. Etappe 7. Juli 2023 Mont-de-Marsan – Bordeaux 170 Kilometer
8. Etappe 8. Juli 2023 Libourne – Limoges 201 Kilometer
9. Etappe 9. Juli 2023 Saint-Léonard-de-Noblat – Puy de Dôme 184 Kilometer
Ruhetag 10. Juli 2023 Clermont-Ferrand  
10. Etappe 11. Juli 2023 Vulcania – Issoire 167 Kilometer
11. Etappe 12. Juli 2023 Clermont-Ferrand – Moulins 180 Kilometer
12. Etappe 13. Juli 2023 Roanne – Belleville-en-Beaujolais 169 Kilometer
13. Etappe 14. Juli 2023 Châtillon-sur-Chalaronne – Grand Colombier 138 Kilometer
14. Etappe 15. Juli 2023 Annemasse – Morzine Les Portes du Soleil 152 Kilometer
15. Etappe 16. Juli 2023 Les Gets – Saint-Gervais Mont-Blanc 180 Kilometer
Ruhetag 17. Juli 2023 Saint-Gervais-les-Bains  
16. Etappe 18. Juli 2023 Passy – Combloux | Einzelzeitfahren 22 Kilometer
17. Etappe 19. Juli 2023 Saint-Gervais Mont-Blanc – Courchevel 166 Kilometer
18. Etappe 20. Juli 2023 Moûtiers – Bourg-en-Bresse 186 Kilometer
19. Etappe 21. Juli 2023 Moirans-en-Montagne – Poligny 173 Kilometer
20. Etappe 22. Juli 2023 Belfort – Le Markstein Fellering 133 Kilometer
21. Etappe 23. Juli 2023 Saint-Quentin – Paris Champs-Élysées 115 Kilometer

Dieser Artikel erschien in der RennRad 1-2/2023Hier können Sie die Ausgabe als Printmagazin oder E-Paper bestellen.

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