Tadej Pogacar, Tour de France
Tadej Pogacar vor zweitem Gesamtsieg bei der Tour de France

Pogacar wie vom anderen Stern

Tadej Pogacar vor zweitem Gesamtsieg bei der Tour de France

Tadej Pogacar steht vor seinem zweiten Gesamtsieg bei der Tour de France. Dabei könnte der Slowene seinen zweiten Triumph deutlich komfortabler einfahren.
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Ein Zufallssieger war Tadej Pogacar schon im Vorjahr nicht. Niemand gewinnt die Tour de France mal ebenso. Aber es war ein unscheinbarer Sieg des damals erst 21-jährigen Slowenen, der am vorletzten Tour-Tag im entscheidenden Einzelzeitfahren einen 57-Sekunden-Rückstand auf der La Planche des Belles Filles in einen 59-Sekunden-Vorsprung auf Primoz Roglic umwandelte und die Fachwelt überraschte. In Gelb fuhr er nach Paris. Nur einen Tag trug er das begehrteste Trikot des Radsports.

Das war in diesem Jahr anders: Mit seinem Sieg im Zeitfahren auf der fünften Etappe, wo er Europameister Stefan Küng aus der Schweiz auf 27 Kilometern 19 Sekunden abjagte, fuhr sich Pogacar schon auf Platz zwei im Gesamtklassement vor, um dann in den Alpen ins Gelbe Trikot zu schlüpfen.

Auf dem Weg hinauf nach Le Grand Bornard war er zwar nur Tagesvierter mit 49 Sekunden Rückstand auf Sieger Dylan Teuns, aber der bis dahin führende Mathieu van der Poel verlor mehr als 20 Minuten und musste Gelb abgeben. Zur Etappe nach Tignes am nächsten Tag trat der Niederländer schon gar nicht mehr an, um sich auf die Olympischen Spiele und dort vornehmlich auf das Mountainbikerennen vorzubereiten.

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Pogacar seit der neunten Etappe im Gelben Trikot

So trug Pogacar bereits auf der neunten Etappe das maillot jaune und wird es aller Voraussicht nach bis Paris tragen.

Allerdings war schon der erste Tag in Gelb keine Spazierfahrt. Auf dem Weg hinauf ins Alpendorf Tignes hatte sich der Australier Ben O‘Connor (AG2R) davongeschlichen und Pogacars Team hatte nicht reagiert. Als man die Gefahr erkannte, fuhr O‘Connor schon im virtuellen gelben Trikot und Pogacars Team musste kräftig in die Pedale treten, den mehr als achtminütigen Rückstand zu verkürzen. Kollateralschaden inklusive: Brandon Mc Nulty stürzte in der regenreichen Abfahrt vom Cormet de Roselend, konnte aber die Etappe beenden.

Nach und nach brauchte Pogacar seine Helfer auf. Zum Schluss war nur noch Davide Formolo an seiner Seite, aber als es hinein in den Schlussanstieg nach Tognes ging, war der Slowene auf sich allein gestellt.

Pogacar ist der Konkurrenz überlegen

Als die 20 km Marke passiert war, huschte jedoch ein Lächeln über das Gesicht Pogacars. Es war der Moment, als er merkte, dass er die Konkurrenz in Schach halten konnte, ihnen überlegen war.

Geraint Thomas hatte sich lange an der Verfolgungsarbeit beteiligt, auch sein Teamkollege und Giro-Sieger Richard Carapaz zeigte sich stark. Aber dann blickte Pogacar seinen Konkurrenten im Dauerregen von Tignes kurz tief in die Augen, trat kräftig in die Pedale, ließ den Rest der Favoriten der Tour de France im bitterkalten Alpen-Finale einfach stehen und jagte davon. Den Rückstand auf O‘Connor reduzierte er auf sechs Minuten, so dass er im Gesamtklassement mit mehr als zwei Minuten Vorsprung weiter unangefochten an der Spitze lag. „Ben O’Connor war sehr beeindruckend. Ich habe darum gekämpft, das Trikot zu behalten,“ sagte der Tour-Spitzenreiter. Aber Connor musste bei der zweimaligen Überquerung des Mont Ventoux Federn lassen, so dass Pogacar seinen Vorsprung weiter ausbauen konnte.

Mit Attacken wie von einem anderen Stern ist der Slowene gleich auf den ersten beiden Hochgebirgsetappen zum unantastbaren Dominator der Tour aufgestiegen, der sein Gelbes Trikot wohl nur noch durch eine aktuell nicht vorhersehbare Schwäche verlieren kann.

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