Erik Zabel: "Man muss den Rennfahrer-Instinkt fördern"
Erik Zabel im Interview: Team Katusha-Alpecin Performance Manager
in Race
RennRad: Herr Zabel, was fehlt diesen sechs Fahrern noch zur WorldTour? Wie gelingt der Sprung von der U23 in die Top-Klasse?
Erik Zabel: Vor allem fehlte den Jungs bisher ein Team, das ihnen die Chance gibt. Sie sind talentiert und gut ausgebildet. Aber von der U23 zur WorldTour ist es ein Quantensprung. Rennhärte, Taktik und die Anforderungen an jeden Rennfahrer sind auf einem viel höheren Niveau. Auch muss die Basis-Form besser sein, man muss sich nochmal klüger positionieren können und die taktischen Vorgaben der Sportlichen Leiter nochmal besser umsetzen können.
Evenepoel, Bernal, van der Poel: An der Weltspitze des Radsports setzen sich immer häufiger junge Fahrer durch. Woran liegt das?
Zabel: Die Rennfahrer trainieren heute deutlich effizienter und effektiver als vor einigen Jahren. Davon profitieren natürlich vor allem die Jüngeren, die von Anfang an so trainiert haben. Mammut-Trainingseinheiten von sieben oder acht Stunden gibt es heute nur noch vereinzelt. Und auch die Rennen selbst werden häufig anders gefahren. Bei Rundfahrten sind die Etappen heute oft sehr viel kürzer. Auch die Betreuung der jungen Rennfahrer ist heutzutage viel besser. Die Teams bereiten sich spezieller auf einzelne Rennen vor, die Taktik wird immer detaillierter. Hierbei helfen auch die neue Technik und die Datenmengen, mit denen man Strecken analysieren kann. Der große Faktor Erfahrung, der früher viel ausgemacht hat, fällt heute fast weg. Heutzutage muss man die Rennen nicht gefahren sein, um sich vor Ort voll auszukennen.
Erik Zabel über die Helferrolle von jungen Fahrern
Ein Kandidat bekommt die Chance und wird für den Rest der Saison Teil des Teams Katusha-Alpecin. Sicherlich wird er zunächst einmal Helferrollen erfüllen müssen. Wie erkennt man dann aber, ob er das Potenzial hat, sich zu etablieren und vielleicht eines Tages selbst eine Leader-Rolle im Team einzunehmen?
Zabel: Wir werden auf jeden Fall unsere aktuellen deutschen Teamfahrer fragen, wie sie die Kandidaten einschätzen. Sie kennen sich ja alle aus den Nachwuchsklassen. Außerdem werden die Fahrer in Leistungstests und medizinischen Tests untersucht. Und natürlich beobachten wir die Kandidaten und ihre Rennergebnisse. Um sich bestmöglich beweisen zu können, bekommen die Fahrer dann ihre Aufgaben im Team – aber eben auch genügend Freiheiten, damit sie bestmöglich zeigen können, was wirklich in ihnen steckt. Das war sicherlich in der Vergangenheit ein Fehler in vielen Teams: Junge Fahrer bekamen häufig zwei, drei Jahre lang nur Helferrollen. Da besteht die Gefahr, dass sie den Rennfahrer-Instinkt und den Willen, ein Rennen zu gewinnen, verlieren. Idealerweise bildet man einen mannschaftsdienlichen Rennfahrer aus, der aber auch noch eigene Ambitionen hat und diese auch verfolgen darf. Den Willen, Rennen zu gewinnen, muss man immer weiter fördern.
Wer wird der Super Stagiaire? Das Casting von RennRad und Katusha Sports
Übersicht: Wie läuft das Casting ab? Welche Phasen gibt es?
Zweite Phase: Welche Kandidaten haben sich in der Vorauswahl durchgesetzt?
Dritte Phase: Wie professionell trainieren und leben die Kandidaten?