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Bahn-Rennen: Einblicke in den Erfolg der Niederlande

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Bahn-Rennen: Einblicke in den Erfolg der Niederlande

Bahn-Rennen sind schnell, kurz, hart. Die Niederlande gehören zu den dominierenden Nationen. Einblicke in den Bahnradsport.
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Ein Kilometer in weniger als einer Minute – bei der Bahn-WM 2019 gelang gleich drei Fahrern diese Fabel-Leistung. Sie zählen zu den schnellsten Sprintern der Welt. Viele dieser Männer tragen bei Wettkämpfen auffällige orangefarbene Rennanzüge: Die niederländischen Sprinter zählen zu den besten der Welt. Als Weltmeister reiste ein erst 22-Jähriger zur Bahn-WM 2020 nach Berlin. Ein Athlet, der aus einer anderen Sportart kommt, ein Quereinsteiger und Supertalent: Harrie Lavreysen. Einer seiner größten Konkurrenten ist sein Freund, Landsmann, Trainingspartner und Teamkollege: Jeffrey Hoogland.

Lavreysen ist derzeit der überragende Sprinter. Bei den Welt-Titelkämpfen 2019 in Prusków siegte er im Finale gegen den vier Jahre älteren Hoogland. Bei den Weltcups im Herbst in Minsk, Glasgow und Hongkong hieß der Sieger ebenfalls immer: Harrie Lavreysen. Sein Gegner in den Finalläufen war stets derselbe: Jeffrey Hoogland. Nur bei den European Games im Juni in Minsk und bei den Europameisterschaften im Oktober in Apeldoorn war die Rangfolge eine andere. In diesen Finals besiegte jeweils Hoogland seinen jüngeren Landsmann Harrie Lavreysen.

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Schnellkraft

Von der niederländischen Presse wird Lavreysen als „Wunderkind“ bezeichnet. Er hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Als Jugendlicher ging er nach Papendal, das niederländische Leistungszentrum, um als BMX-Fahrer den Sprung zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Doch ständige Verletzungen und mehrere Schulteroperationen zerstörten diesen Traum.

Nach einem Sturz in Valkenswaard im April 2015, bei dem er sich beide Schultern auskugelte, beschloss er, etwas Neues auszuprobieren. Er besuchte ein Training des Bahn-Talente-Trainers Steve McEwan, stieg zum ersten Mal in seinem Leben auf ein Bahnrad – und war einen Tag später Bahn-Sprinter. Schnelligkeit und Schnellkraft sind nur schlecht trainierbar. Sie sind vor allem angeboren. Harrie Lavreysen ist schnell.

Seine Muskulatur weist einen sehr viel höheren Anteil schnellzuckender weißer Muskelfasern auf, als dies bei „normalen Menschen“ der Fall ist. Der Trainer erkannte dieses Talent sofort. „Ich bin von Natur aus sehr ruhig und diszipliniert. Sowohl im Alltag als auch als Spitzensportler. Ich bin sehr fähig, auf ein Ziel hinzuarbeiten und dann alles dafür zu lassen“, sagt Lavreysen, der bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio einen Dreifach-Start in Teamsprint, Sprint und Keirin anstrebt.

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Wechsel auf die Bahn

Sein Wechsel auf die Bahn war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Lavreysen bewohnte zunächst zusammen mit Hoogland in Apeldoorn ein Haus und zog später in eine Wohngemeinschaft. 2017 wurde er bereits Vize-Weltmeister im Sprint. Er erwies sich als das fehlende „Puzzleteil“ im niederländischen Teamsprint-Trio. Mit Roy van den Berg und Nils van ’t Hoenderdaal haben die Niederländer zwei außergewöhnliche Anfahrer. Mit Jeffrey Hoogland, dem 1000-Meter-Weltmeister von 2018, und Matthijs Büchli, dem Keirin-Weltmeister von 2019, stehen zwei endschnelle Fahrer für die Position drei zur Verfügung.

Doch mit seiner Beschleunigung als zweiter Mann war Lavreysen der entscheidende Faktor für die jüngeren Erfolge: 2017 Vize-Weltmeister, 2018 und 2019 Weltmeister im Teamsprint. Die Breite an Top-Fahrern ist momentan der klare Vorteil der Niederländer. „Das Teamgefühl ist die Basis und bringt uns alle auf ein höheres Niveau“, sagt Harrie Lavreysen. „Wir haben derzeit fünf oder sechs Leute, mit denen wir zu den Olympischen Spielen in Tokio gehen könnten. Das bedeutet, dass wir einen riesigen internen Wettbewerb haben, der jedes Training sehr schwer macht“, sagt Jeffrey Hoogland, der einzige Sprinter, der 2019 Lavreysen schlagen konnte.

Der 26-Jährige, der seine Wurzeln ebenfalls im BMX hat, ist mit seinem Rivalen gut befreundet, bei Wettkampf- und Trainingsreisen teilen beide ein Zimmer – auf der Bahn sind sie jedoch erbitterte Rivalen. „Wir haben eine sehr gute, vielleicht sogar eine besondere Bindung. Wir machen eigentlich alles zusammen, alle Trainingseinheiten. Aber im Wettkampf ist es ein ,Todeskampf‘“, sagt Jeffrey Hoogland – und lächelt dabei.

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Vom BMX auf die Bahn

Bill Huck, der selbst 1989 und 90 Sprint-Weltmeister der Amateure war, war als Nachfolger von René Wolff von September 2017 bis September 2018 Nationaltrainer der niederländischen Sprinter. Er führte die Mannschaft in die absolute Weltspitze. Nach internen Differenzen wurde er durch den erst 28 Jahre alten Ex-Sprinter Hugo Haak ersetzt und arbeitet jetzt in Cottbus als BMX-Nachwuchstrainer. Zwei Fragen.

RennRad: Herr Huck, die deutschen Männer haben viele Jahre lang die Sprint-Disziplinen mit dominiert, zuletzt aber den Anschluss verloren. Worin sehen Sie die Ursachen?

Bill Huck: In den Niederlanden trainieren alle Sportler das ganze Jahr über zusammen unter einer Linie in Apeldoorn. Man hat ex­trem kurze Wege – auch bei den Entscheidungen. In Deutschland trainieren die Fahrer eher individuell mit ihren Heimtrainern an ihren Stützpunkten. Außerdem hat in den Niederlanden Christian Bosse das Krafttraining umgestellt: Es wird intensiv gearbeitet, gleichzeitig ist aber immer ein qualitativ hochwertiges Bahntraining möglich. Hier in Deutschland sind die Wege sehr anders.

Harrie Lavreysen, Bahn

Harrie Lavreysen ist eines der größten Talente auf der Bahn

RennRad: Auffällig in den Niederlanden ist, dass mit Lavreysen, Hoogland und van den Berg drei Fahrer aus dem BMX-Bereich erfolgreich in den Bahnsprint wechselten. Warum ist das so?

Die Verbindung mit dem BMX halte ich für sehr, sehr gut. Man weiß, wie man mit dem Fahrrad umgehen kann, man fängt in frühen Jahren an, schnell zu treten, die Sportler sind schnell-kräftig und können gut starten. Wir versuchen jetzt am Stützpunkt in Cottbus auch in diese Richtung zu arbeiten und die Verbindung zwischen BMX und Bahnradsport zu stärken.

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