Alpe d'Huez: Mythischer Berg der Tour de France
Alpe d’Huez: Geschichte, Daten und Fakten zum mythischen Berg
in Race
Showdown in Alpe d’Huez
Die Alpen sind das Herzstück der Tour de France. Nirgendwo sonst versammeln sich so viele Fans, nirgendwo sonst wird die Tour so umjubelt. Es gibt steilere Berge, Pyrenäenpässe, die schwerer zu befahren sind, als der 13,8 Kilometer lange Aufstieg nach L’Alpe d’Huez mit seinen 21 Serpentinen. Auch die Berge im Zentralmassiv können fordernder, brutaler sein als dieser Anstieg, der hinauf in diesen kleinen Retorten-Skiort führt. Doch nur Alpe d’Huez umgibt diesen besonderen Mythos.
Vielleicht, weil dort die erste Bergankunft in der Geschichte der Tour de France bejubelt wurde. 1952 war der 1860 Meter hoch gelegene Skiort erstmals Zielort. Der erste Etappensieger in L’Alpe d’Huez hieß: Fausto Coppi. Nach seinem Tagessieg schlüpfte Coppi ins Gelbe Trikot und baute seinen Vorsprung auf der nächsten Etappe weiter aus. Er erreichte Sestrière mit acht Minuten Vorsprung und gewann damit zum zweiten Mal nach 1949 die Tour. Nur ein einziger Alpe-D’Huez-Sieger schaffte danach noch den Tour-Gesamtsieg: der Spanier Carlos Sastre 2008. Vielleicht ändert sich dies in diesem Jahr. Die französischen Fans bauen dabei vor allem auf einen, auf den Fahrer, der die Tour 2018 gewinnen soll: ihren Landsmann Romain Bardet.
Berg der Holländer
Nach der Premiere im Jahr 1952 dauerte es fast ein Vierteljahrhundert, ehe Alpe d’Huez wieder zum Etappenziel auserkoren wurde. Joop Zoetemelk erstürmte 1976 den Gipfel als Sieger, ihm folgte sein niederländischer Landsmann Hennie Kuiper ein Jahr später. Zoetemelk siegte, genau wie sein Landsmann Peter Winnen, zweimal. Doch Gert-Jan Theunisse war 1990 der vorerst letzte Niederländer, dessen Triumph hier gefeiert wurde. Obwohl tief in den französischen Alpen gelegen, wird Alpe d’Huez der Berg der Holländer genannt.
Pantani, der Rekordmann
Hunderte von „Oranjes“ pilgern Jahr für Jahr dorthin, belagern Tage vor der Ankunft der Tour die besten Plätze, beschriften die Straßen mit aufmunternden Sprüchen und feiern große Feste, die Tour, die Fahrer und sich selbst. Seit 1994 wird die Zeit für den Schlussanstieg nach L’Alpe d’Huez offiziell gestoppt. Den „Bergrekord“ hält der Italiener Marco Pantani, der 1997 für den Anstieg 37:35 Minuten benötigte. Dass diese Zeit jedoch wohl nicht nur mit natürlichen Mitteln zustande kam, wurde spätestens nach seinen Dopingbefunden klar.
Hinault schreibt Geschichte
Bernard Hinault war der erste Franzose, dem 1986 der Triumph in Alpe d’Huez gelang. Im Jahr zuvor hatte Hinault zum fünften Mal die Tour gewonnen, dank der Unterstützung seines Teamkollegen Greg Lemond, dem er versprach, ihn im folgenden Jahr zum Tour-Sieg zu verhelfen. Doch 1986 sah es zunächst danach aus, dass Hinault als erster Fahrer in der Geschichte zum sechsten Mal das Gelbe Trikot nach Paris tragen würde, so überlegen kämpfte er in den Pyrenäen. Doch in den Alpen wendete sich das Blatt zugunsten des Amerikaners, der in Le Granon das Gelbe Trikot übernahm.
Die endgültige Entscheidung fiel auf der 18. Etappe von Briancon nach Alpe d’Huez, als Hinault am Galibier noch einmal einen letzten Angriff lancierte. Aber Lemond blieb wachsam und folgte seinem französischen Teamkollegen. Gemeinsam schüttelten sie auf den noch verbliebenen 90 Kilometern bis nach Alpe d’Huez alle Gegner ab und erreichen zu Zweit den Gipfel. Hand in Hand überquerten sie die Ziellinie. In Paris stand Hinault auf Platz zwei des Podiums, hinter Lemond. Der Franzose hatte sein Versprechen gehalten.
Sturz und Auferstehung
Spektakulär war auch der Etappenerfolg des Italieners Guiseppe Guerini 1999. Der Telekom-Profi führte allein an der Spitze, hatte einen satten Vorsprung und der große Triumph war ihm sicher, als ihm ein aufgeregter Hobbyfotograf ins Rad lief und ihn zu Fall brachte. Guerini blieb zum Glück unverletzt, stieg wieder auf seine Rennmaschine und erreichte als Sieger den Gipfel.
Alpe d’Huez – Daten und Fakten
Höhe: 1860 Meter
Talort: Bourg d’Oisans
Kurven: 21
Länge: 13,8 Kilometer
Durchschnittliche Steigung: 7,9 %
Maximale Steigung: 12 %
Im Programm der Tour: zum 30. Mal
Tour-Premiere: 1952
Schnellste Auffahrt: Marco Pantani 1997 in 37:35 Minuten
Die Sieger von Alpe d’Huez
1952 Fausto Coppi (ITA)
1976 Joop Zoetemelk (NED)
1977 Hennie Kuiper (NED)
1978 Hennie Kuiper (NED)
1979 Joaquim Agostinho (POR)
1979 Joop Zoetemelk (NED)
1981 Peter Winnen (NED)
1982 Beat Breu (SUI)
1983 Peter Winnen (NED)
1984 Luis Herrera (KOL)
1986 Bernard Hinault (FRA)
1987 Federico Echave (ESP)
1988 Steven Rooks (NED)
1989 Gert-Jan Theunisse (NED)
1990 Gianni Bugno (ITA)
1991 Gianni Bugno (ITA)
1992 A. Hampsten (USA)
1994 Roberto Conti (ITA)
1995 Marco Pantani (ITA)
1997 Marco Pantani (ITA)
1999 Giuseppe Guerini (ITA)
2001 L. Armstrong (USA) *
2003 Iban Mayo (ESP)
2004 L. Armstrong (BZT) *
2006 Fränk Schleck (LUX)
2008 Carlos Sastre (ESP)
2011 Pierre Rolland (FRA)
2013 Christophe Riblon (FRA)
2015 Thibaut Pinot (FRA)
*wegen Dopings aberkannt