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Gravel-Reifen im Test: Die besten Gravelreifen – Pannenschutz, Komfort, Gewicht
in Gravel
Glatter Asphalt, tiefer Waldboden, feiner Schotter, grobe Steine und nasse Wurzeln: Gravel-Reifen müssen Allrounder sein. Denn Gravel bedeutet: Freie Streckenwahl und die Unabhängigkeit von asphaltierten Straßen. Das Versprechen: Abenteuer, Naturerlebnis und ein Radsport-Erlebnis ohne die Nachteile des Straßenverkehrs. Kein Teil am Rad ist hierfür so entscheidend wie die Reifen. Sie müssen auf unterschiedlichen Terrains funktionieren – auf einem möglichst hohen Niveau. Gravel-Reifen machen den wesentlichen Unterschied. Sie allein können bereits manche komfortorientierte Rennradmodelle mit großen Reifenfreiheiten zu Gravel-Bikes machen.
Grip, Komfort, Rollwiderstand und einen hohen Pannenschutz: All das sollen Gravel-Reifen auf sehr unterschiedlichen Untergründen bieten. Deshalb sind sie „Reifen der Kompromisse“.
Nicht alle Gravel-Reifen sind echte Allrounder. Viele Modelle sind spezialisiert: Sie bieten etwa besonders wenig Rollwiderstand auf Asphalt – oder mit einem groben Stollenprofil besonders viel Halt im Gelände. Diese Vorteile gehen in vielen Fällen zulasten der Performance in anderen Bereichen.
In unserem Testfeld finden sich vor allem Allround-Modelle mit der Ausrichtung und dem Anspruch, für möglichst viele Einsatzgebiete optimal geeignet zu sein.
Diese Gravel-Reifen haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Bontrager | GR1 Team Issue | 49,99 Euro | |
Challenger | Gravel Grinder TLR | 55,90 Euro | |
Continental | Terra Speed | 57,90 Euro | Testsieger |
CST | Pika | 32,95 Euro | |
Donnelly | Xploro MSO | 64,99 Euro | |
Good Year | Connector Ultimate | 52,90 Euro | |
IRC | Boken | 49,00 Euro | |
Kenda | Alluvium Pro GCT | 54,90 Euro | |
Maxxis | Rambler PSI Exo TR | 49,50 Euro | |
Michelin | Power Gravel 40 | 59,95 Euro | |
Panaracer | Gravel King SK TLC | 49,90 Euro | |
Pirelli | Cinturato Gravel H | 49,99 Euro | Preis-Leistung |
Ritchey | WCS Speedmax | 62,95 Euro | |
Schwalbe | G-One All-Round Evo TLE | 59,90 Euro | Testsieger |
Specialized | Pathfinder Pro | 41,90 Euro | Preis-Leistung |
Vittoria | Terreno Graphene 2.0 | 48,95 Euro | |
Vredestein | Aventura TRL | 52,85 Euro | Race-Tipp |
WTB | Venture TCS | 54,95 Euro |
Die ausführlichen Testberichte der Gravel-Reifen und alle Testergebnisse gibt es in der RennRad 10/2020. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.
Gravel-Reifen: Spezialisten und Allrounder
Je nach den Vorlieben des Fahrers und der Beschaffenheit der gefahrenen Strecken sind die Anforderungen an den Reifen sehr unterschiedlich. Daher gibt es nicht den „einen“ perfekten Gravel-Reifen. Sondern: für das jeweilige Einsatzgebiet mehr oder weniger passende Modelle.
Die Auswahl ist groß: Die meisten Hersteller bieten verschiedene Modelle für die unterschiedlichen Haupteinsatzgebiete an. Und in unterschiedlichen Breiten und Größen – denn im Gravelbereich kommen zunehmend auch 650b-Laufräder, ergo Räder mit 27,5 Zoll Durchmesser, zum Einsatz.
Bei der Auswahl der Kandidaten für diesen Test haben wir den Fokus auf Allround-Gravel-Reifen gelegt. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede hinsichtlich der Performance auf befestigten und unbefestigten Böden. Unser Test gibt Tipps, welche Modelle die jeweils Optimalen sein könnten.
Denn die Auswahl des richtigen Reifen sollte immer mit folgender Frage beginnen: Auf welchem Untergrund soll der Reifen besonders überzeugen – welches ist mein Haupteinsatzgebiet? Unser Test zeigt: Es gibt sie – jene Gravel-Reifen, die auf sehr unterschiedlichen Strecken und Untergründen ähnlich schnell, agil, sicher und komfortabel sind. Top-Allrounder.
Die besten Gravel-Reifen: Schwalbe und Continental
Sowohl die Labor-Werte als auch unsere Erkenntnisse nach tausenden Testkilometern weisen hier zwei Modelle von deutschen Herstellern besonders aus: den Continental Terra Speed und den Schwalbe G-One Allround.
Beide zeigen auf Asphalt und Schotterstraßen einen geringen Rollwiderstand und bieten einen guten Pannenschutz. Aufgrund ihrer stabilen Karkassen ist das Fahrgefühl nie schwammig, dennoch können sie mit einem geringen Luftdruck gefahren werden und bieten daher viel Dämpfungskomfort. Bei beiden sind die Stollen eher klein, aber dennoch sehr griffig – an ihre Grenzen geraten sie hinsichtlich der Haftung erst auf sehr grobem Untergrund und bei tiefen, nassen Böden.
Andere Allround-Modelle setzen stattdessen auf unterschiedliche Profilierungen, um besonders allround-tauglich zu werden. Beim Specialized Pathfinder Pro befindet sich in der Mitte der Lauffläche ein Slick-Streifen. Entsprechend gut rollt der Reifen auf Asphalt. Dank der Stollen an den Schultern ist der Grip auch in Schotterkurven hoch. Das Modell ist zudem preislich besonders attraktiv.
Komfort und die bestmögliche Ausdauer-Performance
An Rennrädern sind 25 Millimeter breite Reifen inzwischen der Standard. Auch 28-Millimeter-Modelle sieht man immer häufiger. Labor- und Praxis-Test zeigen: Der Komfortgewinn und damit die Möglichkeit der bestmöglichen Ausdauer-Performance ist hoch, Abstriche hinsichtlich des Rollwiderstandes macht man in der Regel nicht.
Eine noch stärkere Dämpfung ist klar im Offroad-Einsatz gefragt. Bei den meisten Gravel-Bikes kommt der höchste Anteil davon von den Reifen. Dies zeigt auch unser großer Gravel-Radtest mit 33 sehr unterschiedlichen Modellen. Hier kommen, sofern die Reifenfreiheit der Rahmenkonstruktion gegeben ist, auch einige 650b- ergo 27,5-Zoll-Reifen zum Einsatz, die noch breiter und voluminöser sind. Sie überzeugen im Gelände, rollen auf Asphalt aber oftmals „schwerer“, ihr Fahrverhalten ist weniger agil, teilweise sogar schwammig.
Die Gravel-Reifen in diesem Test kommen mit den besonders allround-tauglichen Breiten von rund 40 Millimetern – auch wenn sich die tatsächlichen Breiten aufgrund der unterschiedlichen Reifenkonstruktionen in der Praxis voneinander unterscheiden.
Tubeless und Luftdruck
Meist gilt: Je breiter der Reifen ist, desto größer ist sein Volumen und desto geringer ist der Luftdruck, mit dem er gefahren werden kann. Allerdings kann das Fahrverhalten sehr breiter Reifen auf festem Untergrund teils schwammig sein.
Tubeless-Systeme können in vielen Fällen den Dämpfungskomfort zusätzlich erhöhen, da sie mit einem sehr geringen Luftdruck gefahren werden können. Viele setzten hier im Allround-Einsatz auf Werte von rund zwei Bar. Wenn man etwa bei Bikepacking-Touren schweres Gepäck mitführt, sollte man den Luftdruck erhöhen.
Wer die Reifen mit einem Schlauch fährt, wählt in der Regel eher rund drei Bar Druck. Dann ist die Gefahr einer Durchschlag-Panne geringer, und der „gespannte“ Schlauch kann weniger leicht am Felgenhorn eingeklemmt werden. Generell erwies sich das Tubeless-System – unter anderem durch den guten Pannenschutz der Dichtmilch – auch in diesem Test als überzeugend.
Welches sind die besten Gravel-Reifen?
Die leichtesten Gravel-Reifen
1. Challenge Gravel Grinder: 38 Milliimeter: 367 Gramm
2. Donnelly Xploro MSO: 40 Millimeter, Clincher: 389 Gramm
3. Vredestein Aventura TRL: 38 Millimeter: 397 Gramm
Die Gravel-Reifen mit dem geringsten Rollwiderstand
1. Pirelli Cinturato Gravel H: 40 Millimeter: 22 Watt
2. Continental Terra Speed: 40 Millimeter: 22,6 Watt
3. Schwalbe G-One Allround: 38 Millimeter: 22,9 Watt
Die Gravel-Reifen mit dem besten Pannenschutz*
1. Schwalbe G-One Allround
2. CST Pika
3. Specialized Pathfinder Pro
*Basierend auf den Ergebnissen der einzelnen Pannenschutz-Tests.
Diese Gravel-Reifen haben in unserem Test ein Prädikat verdient
Testsieger
- Continental Terra Speed
- Schwalbe G-One-All-Round Evolution TLE
Gravel-Reifen mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis
- Pirelli Cinturato Gravel H
- Specialized Pathfinder Pro
Race-Tipp
- Vredestein Aventura TRL
Gravel-Reifen im Test: Labor & Praxis
Alle Test-Reifen haben wir in der Praxis auf unterschiedlichen Untergründen, Felgen und sowohl mit einem Schlauch als auch als Tubeless-System getestet. Die Labordaten wurden gemeinsam mit den Experten von Schwalbe auf dem validierten Prüfstand des Herstellers erhoben.
Hinweise zu den Messwerten
- Rollwiderstand: Getestet wurde standardmäßig mit einem Schlauch bei 3,5 Bar Luftdruck und bei einer Rollgeschwindigkeit von 30 km/h auf Stans-No-Tubes-Felgen mit einer Maulweite von 20 Millimetern. Der Reifen wurde je mit einem Gewicht von 50 Kilogramm belastet.
- Pannenschutz: Getestet wurde jeder Reifen mit Schlauch standardmäßig auf einem Stahl-Laufrad mit einer Maulweite von 19 Millimetern.
- Durchschlag – „Snakebite“ – der Lauffläche: Getestet wurde mit einem stumpfen Fallbeil mit einem Gewicht von 14 Kilogramm. Angegeben ist die Fallhöhe in Millimetern, die für den Defekt erforderlich war. Interpretation: Je größer die Fallhöhe ist, desto besser ist der Pannenschutz der Lauffläche.
- Durchstich Spitz – Lauffläche: Getestet wurde jeder Pneu mit einem spitzen Runddorn mit 1,5 Millimetern Durchmesser. Die Interpretation: Je höher die in Newton angegebene, für einen Defekt erforderliche Kraft ist, desto ausgeprägter ist der Pannenschutz der Lauffläche.
- Durchstich Stumpf – Lauffläche: Getestet wurde mittels eines stumpfen Dorns mit fünf Millimetern Durchmesser. Die Interpretation: Je höher die in Newton angegebene, für einen Defekt erforderliche Kraft ist, desto besser sind auch die Pannenschutz-Eigenschaften der Lauffläche
- Durchstich Karkasse – Seitenwand: Getestet wurde mit einem stumpfen Dorn mit fünf Millimetern Durchmesser. Die Interpretation: Je höher die in Newton angegebene, für einen Defekt erforderliche Kraft ist, desto besser ist der Pannenschutz der Seitenwand. Im Gelände ist diese Art des Pannenschutzes deutlich stärker relevant als auf Asphaltstraßen.