Gravelbikes im Test: 16 Modelle ab 1399 Euro
Gravelbike-Test: 16 Räder ab 1399 Euro
in Gravel
Gravelbikes liegen im Trend
Eines für alles – oder: Ein Rad für alle Fälle. Das ist es, was die noch junge Radgattung der Gravelbikes bieten soll. Ob man den direkten Weg sucht, dem Verkehr auf den Straßen ausweichen will, ob im Urlaub in unbekannter Gegend oder bei nicht enden wollenden Bauarbeiten auf dem Arbeitsweg – für all das wurden die geländegängigen Rennräder entwickelt. Einer eigens durchgeführten Online-Umfrage zufolge stehen 70 Prozent der Teilnehmer dem Gravelbike positiv gegenüber. 30 Prozent lehnten diese Radgattung ab. Doch die Chancen stehen gut, dass das universell einsetzbare Gravelbike zum Rad der Zukunft werden kann. Es kann neue Zielgruppen erschließen – und so langfristig dazu führen, dass mehr Menschen zum Pendeln auf das Fahrrad statt auf das Auto setzen.
Cyclocrosser vs. Gravelbikes
Die Argumentation der Gravelbike-Gegner stützt sich vor allem auf die Sinnfrage. Es gäbe schließlich schon Mountainbikes, Rennräder und Crossräder. Was solle da eine weitere Kategorie bewirken? Einiges. Rennradfahrer pendeln schon seit jeher und in großer Zahl mit dem Rad zur Arbeit. Je nach Distanz, Wetter und Jahreszeit mit den verschiedensten Rädern. Fakt ist auch, dass nur die allerwenigsten ein Cyclocrossrad für den eigentlichen Einsatzzweck gebrauchen: nämlich 60 Minuten am körperlichen Limit durch tiefschlammige Felder und Wälder zu pflügen. In den meisten Fällen wurde das rennlastige Crossrad also zweckentfremdet, mit Schutzblechen versehen und zum winterlichen Straßentraining sowie zum ganzjährigen Pendeln verwendet.
Alltagstauglich
Der Bedarf an Gravelbikes für Pendler war demnach schon immer vorhanden. Es ist eher verwunderlich, dass die Industrie diesen Bedarf nicht schon vor Jahren bedient hat. Obwohl es das perfekte Gravelbike schon per Definition nicht geben kann, zeichnet sich ein allgemeiner Konsens ab: Die Sitzposition von Marathon-Rennrädern eignet sich am besten für Langstrecken. Vom Cyclocrossrad wird die Alltagstauglichkeit übernommen. Breitere, pannensichere Reifen und viel Platz in Gabel und Hinterbau für eventuelle Schutzbleche haben Rennrädern einen großen Schritt voraus. Der Unterschied zum Cyclocrosser ist die entspanntere Sitzposition und die komfortablere Ausrichtung. Auf Gravelbikes sind auch mehrstündige Touren schmerzfrei möglich.
Die Gravelbike-Modelle im Test
Cube Nuroad Race | 1399 Euro | Sieger Preis-Leistung | Zum Hersteller |
Giant Toughroad SLR GX0 | 1423 Euro | Zum Hersteller | |
Rose Backroad Force 1 | 2549 Euro | Testsieger | Zum Hersteller |
Gunsha ATR 3.0 PX | 2590 Euro | Zum Hersteller | |
Bergamont Grandurance Elite | 2599 Euro | Zum Hersteller | |
Canyon Grail CF SL 8.0 | 2599 Euro | Kauf-Tipp | Zum Hersteller |
Ghost Endless Road Rage 8.7 LC | 2799 Euro | Reiserad-Tipp | Zum Hersteller |
Fuji Jari 1.1 | 2999 Euro | Zum Hersteller | |
Merckx Strasbourg 71 | 3499 Euro | Zum Hersteller | |
Simplon Inissio GF | 3699 Euro | Zum Hersteller | |
Trek Checkpoint SL 6 | 3799 Euro | Zum Hersteller | |
Specialized Diverge Expert | 3999 Euro | Komfort-Tipp | Zum Hersteller |
Basso Palta | 4944 Euro | Zum Hersteller | |
Scott Addict Gravel 10 Disc | 5799 Euro | Race-Tipp | Zum Hersteller |
Titici Flexy Gravel | 6290 Euro | Zum Hersteller | |
3T Exploro LTD | 6800 Euro | Zum Hersteller |
Noch wird die Radgattung Gravelbike von den Herstellern sehr unterschiedlich interpretiert: Während manche von ihnen lediglich ein Marathon-Rennrad geländetauglich machen, gehen andere bereits viel weiter. Trek und Fuji bieten Räder mit drei Flaschenhalterbohrungen, Wartungshilfen und Rahmenschützern an. Sie lehnen sich damit an die Bedürfnisse des US-amerikanischen Marktes an. Dort erleben die Gravelbikes seit Jahren einen enormen Boom. Dort gibt es Gravelrennen über mehrere hundert Kilometer ohne Verpflegungsstationen. Die Räder müssen bei solchen Veranstaltungen einiges transportieren und aushalten können. Für diese Rennen eignen sich auch die weit ausgestellten Unterlenker: die sogenannten „Flare“-Lenker. Diese sollen für eine bessere Kontrolle des Rades auf ruppigem Untergrund sorgen und werden an Gravelbikes häufig verbaut.
Vorteil: Scheibenbremse
Ein unumstrittenes Ausstattungsdetail an Gravelbikes sind die Scheibenbremsen (Ein Pro und Contra zu Disc-Bremsen am Rennrad finden Sie hier). Im Testfeld befindet sich kein Rad mit Felgenbremsen. Dies ergibt auch Sinn. Denn gerade im Gelände, im Stadtverkehr oder mit zusätzlichem Gepäck am Rad gehen Bremskraft und Dosierbarkeit aus Sicherheitsgründen der Gewichtsersparnis vor. Bauteilen wie etwa der Scheibenbremse und generell robusteren Anbauteilen ist es geschuldet, dass die Gewichte von Gravelbikes deutlich über denen von Straßenrädern liegen. Leichte, renntaugliche Race-Gravel-Räder wie das Scott Addict Gravel, das in der Größe Medium nur 7,7 Kilogramm wiegt, gibt es zwar, diese sind aber noch überdurchschnittlich teuer. Dass der Einstieg in die Gravelwelt auch günstig sein kann, zeigt etwa Cube, dessen Nuroad Race für 1399 Euro viel bietet.
Leichtgewichte
Extreme Leichtgewichte gibt es unter den Gravel-Racern im Testfeld kaum. Eine Ausnahme ist das Scott Addict Gravel 10 mit nur 7,7 Kilogramm Gewicht in Größe Medium. Die meisten Räder bringen mehr als acht Kilogramm auf die Waage. Dafür sind sie geländegängig und komfortabel. Ihre beste Performance konnten wir bei den Rädern des Testfeldes bei schnellen Fahrten auf überwiegend ebenen Schotterpisten feststellen. Mit ihren meist recht langen Radständen fahren sich die Gravel-Racer meist sehr spurtreu. Das Lenkverhalten ist bisweilen träge. Auf unebenem Untergrund ist das eher ein Vorteil. Das Ziel lautet: Laufruhe und Sicherheit. Gabel und Hinterbau sind deutlich breiter als bei Rennrädern. Denn sowohl Scheibenbremsen als auch breite Reifen müssen Platz finden.
Besonderheiten von Gravelbikes
Auch Canyon hat sich für 2018 dem Thema Gravel gewidmet. Und will den Maßstab in dieser Radgattung setzen. Gerade die eigenwillige Lenkerform des Modells Grail sorgte bei der Vorstellung für Diskussionen. Im Praxistest überzeugte das Konzept zumeist. Wie stark die Ausdifferenzierung des Rennradmarktes noch voranschreiten wird, hängt letztlich vom Kunden ab. Fakt ist: Bis dato gab es noch nie eine so große Auswahl. Noch nie wurden Rennradfahrer leichter fündig. Noch nie konnte jeder so einfach das perfekt zu den eigenen Ansprüchen passende Rad finden.
Wir zeigen, was typisch für die Schotter-Renner ist – und wie sehr sie sich nochmals untereinander unterscheiden. Den kompletten Gravelbike-Test mit allen Testbriefen finden Sie in RennRad-Ausgabe 10/2018. Ab 26.09.2018 im Handel. Alle Inhalte finden Sie hier.