Rückschläge & Ziele
Trainingspläne und Tipps für die Top-Form im Sommer
in Training
153 Kilometer und 2144 Höhenmeter – das sind die Daten des Schleck Gran Fondo in Luxemburg. Das Rennen fand in diesem Jahr am 25. Mai statt. Mit dabei waren nicht nur viele der von mir betreuten Athleten, sondern auch ich selbst. Nachdem ich in den Wochen zuvor noch recht weit von meiner Top-Form entfernt war, lief es für mich in Luxemburg richtig gut. Obwohl ich bei dem UCI-Rennen aufgrund meiner Altersklasse 34 bis 39 im zweiten Startblock starten musste, konnte ich relativ schnell zur Spitzengruppe mit den jüngeren Fahrern aufschließen.
An den vielen kurzen, aber teils recht steilen Anstiegen in den Weinbergen wurde die Gruppe dann schnell immer kleiner. Zudem gab es immer wieder Ausreißversuche, die allerdings alle erfolglos blieben. In einem etwas chaotischen Zielsprint war zwar schließlich der Belgier Nicolas Baïolet schneller als ich, doch ich hatte die schnellste Fahrzeit aller Teilnehmer, sodass ich nicht nur meine Altersklasse, sondern auch die Gesamtwertung gewinnen konnte.
Es war zu diesem Zeitpunkt mein erster Saisonsieg überhaupt. Nur einen Tag später lief es dann auch beim Jedermannrennen Rund um Köln sehr gut bei mir. In meiner Altersklasse fuhr ich auf Rang zwei, im Gesamtklassement wurde ich Fünfter. Diese beiden Rennen am letzten Maiwochenende machen mich zuversichtlich, dass ich in der zweiten Saisonhälfte noch einige Top-Platzierungen erreichen kann. Generell verliefen meine ersten Rennen nämlich nicht so, wie ich es im Vorfeld erhofft hatte.
Infekte und Verletzungen
Zwar hatte ich im Winter zunächst eine sehr gute Vorbereitung und meine Form entwickelte sich hervorragend. Doch am Ende eines Trainingslagers in Spanien brach ich mir bei einem Sturz das Schlüsselbein und musste erst einmal pausieren. Im Frühjahr musste ich dann mein Training aufgrund mehrerer kleiner Infekte immer wieder reduzieren oder sogar ganz unterbrechen.
Im März hatte ich zudem immer wieder merkwürdige Muskelschmerzen in den Beinen und plötzlich auch einen spürbar verschlechterten Fettstoffwechsel. Gefühlt war ich bei jeder längeren Trainingseinheit trotz einer ausreichenden Versorgung mit Kohlenhydraten nach ein paar Stunden immer kurz vor einem „Hungerast“ und kam selbst nach lockeren Grundlagenausfahrten ziemlich erschöpft nach Hause.
Das erste Rennen der Saison: das 3Rides in Aachen
Ab Mitte April fühlte ich mich dann zum Glück kontinuierlich besser. Der Gran Fondo beim 3Rides in Aachen am 12. Mai war dann mein erstes Saisonrennen. Dessen Streckendaten: 120 Kilometer, 1622 Höhenmeter. Das erste Rennen einer Saison ist zwar immer etwas speziell. Doch da ich seit Jahresbeginn offiziell Teil und gleichzeitig auch Coach des 3Rides-Teams bin, war ich dennoch sehr motiviert, ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Erfreulicherweise gelang mir dies mit Platz drei in meiner Altersklasse auch – trotz des sehr stark besetzten Teilnehmerfeldes mit sehr guten Fahrern aus Belgien und den Niederlanden. Aus Deutschland prägte vor allem das Team Strassacker mit seinen Fahrern das Rennen. Der schnellste Fahrer war schließlich Jordy Vermeulen aus den Niederlanden. Er gewann in einer Zeit von zwei Stunden, 51 Minuten und zwei Sekunden. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit: 42,09 km/h. Daran wird deutlich, wie schnell das Rennen war. Ich persönlich war sehr zufrieden mit meinem Ergebnis und vor allem mit meiner Performance im ersten Saisonrennen. Auch die anspruchsvolle und landschaftlich reizvolle Strecke mit vielen kurzen Anstiegen in der Eiffel hat mir sehr gut gefallen. Nur das Finale auf Kopfsteinpflaster in der Stadt fand ich nicht ganz so schön zum Fahren.
Von Aachen aus ging es für mich direkt weiter in die Vogesen. Ursprünglich wollte ich dort am Gran Fondo Vosges teilnehmen. Doch dann erwischte mich ein Magen-Darm-Infekt und ich musste kurzfristig doch noch auf das Rennen verzichten. Zum Glück fühlte ich mich relativ schnell wieder besser und konnte mich in Luxemburg auf den Gran Fondo Schleck vorbereiten.
Erfolge und Ziele
Dass es dort dann in meinem zweiten Saisonrennen gleich zum Sieg reichte, macht mich zuversichtlich, dass ich in der zweiten Saisonhälfte noch bei einigen Events um den Sieg mitfahren kann.
Mein erstes großes Ziel für die zweite Saisonhälfte wird auf jeden Fall der Maratona dles Dolomites sein. Dessen Daten: 138 Kilometer, 4230 Höhenmeter. Der Maratona ist der einzige große Radmarathon in den Alpen, den ich bislang noch nicht gewinnen konnte. Doch mit zahlreichen Ex-Profis und Radmarathon-Spezialisten wie dem Italiener Manuel Senni, der im vergangenen Jahr auch den Ötztaler Radmarathon gewann, ist der Maratona extrem stark besetzt. Um hier überhaupt aufs Podium fahren zu können, muss ich nicht nur in Top-Form sein, sondern ich brauche eine sehr gute Tagesform.
Mitte Juli werde ich dann vermutlich beim Jedermannrennen Rad am Ring mitfahren. Von dort aus geht es für mich dann weiter in die französischen Alpen. Hier möchte ich, wie bereits in den vergangenen Jahren, wieder bei einigen Radmarathons vorne mitfahren und vermutlich auch wieder bei einigen Strava-Segmenten die Bestzeit angreifen.
Trainingsplan
1. Woche
Mo | Ruhetag | 45 Minuten Nüchterntraining, Dehnen |
Di | Rad | 1 Stunde HIT 30/30 für 3 x 8 Minuten |
Mi | Rad | 1,5 Stunden Grundlage |
Do | Ausgleich | Stabilisation, Dehnen, Blackroll |
Fr | Rad | 1 Stunde mit 5 x 4 Minuten EB |
Sa | Rad | 2,5 Stunden mit 3 x 15 Minuten Sweetspot |
So | Rad | 5 Stunden Grundlage GA1 |
2. Woche
Mo | Ruhetag | Stabilisation, Dehnen, Blackroll |
Di | Rad | 1 Stunden mit 4 x 4 Minuten Over/Under |
Mi | Rad | 1,5 Stunden Grundlage GA1 |
Do | Ausgleich | Stabilisation, Dehnen, Blackroll |
Fr | Rad | 1 Stunde mit 5 x 4 Minuten EB |
Sa | Rad | 3 Stunden mit 3 x 15 Minuten Sweetspot |
So | Rad | 5 Stunden Grundlage GA1 |
3. Woche
Mo | Ruhetag | 45 Minuten Nüchterntraining, Dehnen |
Di | Rad | 1 Stunde HIT 40/20 für 3 x 8 Minuten |
Mi | Rad | 1 Stunde mit 20 kurzen Sprints |
Do | Ausgleich | Stabilisation, Dehnen, Blackroll |
Fr | Rad | 1 Stunde mit 6 x 4 Minuten EB |
Sa | Rad | 3 Stunden mit 3 x 20 Minuten Sweetspot |
So | Rad | 5 Stunden Grundlage GA1 |
4. Woche
Mo | Ruhetag | Stabilisation, Dehnen, Blackroll |
Di | Rad | 1 Stunde mit 8 x 1 Minute SB |
Mi | Ausgleich | 1 Stunde Outdoor |
Do | Ausgleich | 45 Minuten Nüchterntraining, Dehnen |
Fr | Rad | 1 Stunde mit 5 x 4 Minuten Over/Under |
Sa | Rad | 3 Stunden mit 3 x 20 Minuten Sweetspot |
So | Rad | 5 Stunden Grundlage GA1 |
Trainings-Glossar
- „Grundlage“ steht für das Training im Intensitätsbereich der Grundlagenausdauer. Es sieht eine Belastung bei 50 bis 77 Prozent der individuellen anaeroben Schwelle vor.
- GA1 und GA2 sind die beiden Grundlagen-Trainingsbereiche. Der Bereich „Sweetspot“ liegt etwa zwischen 88 und 93 Prozent der individuellen anaeroben Schwelle.
- „EB“ steht für den Entwicklungsbereich. Durch Training in diesem Intensitätsbereich soll sich vor allem die Schwellenleistung am Übergang zwischen überwiegend aerober und überwiegend anaerober Energiebereitstellung verbessern. Der Entwicklungsbereich befindet sich in einem Bereich zwischen 90 und 110 Prozent der individuellen anaeroben Schwelle.
- „SB“ bezeichnet den Spitzenbereich der Leistungsfähigkeit. Diese Intensität wird meist in kurzen, sehr fordernden High-Intensity-Trainingsintervallen, HIT, trainiert. „Over/Unders“ bezeichnet Intervalle, bei denen sich Intensitäten über und unter der individuellen anaeroben Schwelle abwechseln.
Stefan Kirchmair gewann unter anderem die Gran-Fondo-Weltmeisterschaft, den Dreiländergiro und zweimal den Ötztaler Radmarathon. Als Radtrainer mit A-Lizenz trainiert er etliche Amateur- und Hobbyathleten. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kirchmair-cycling.com / www.strava.com/clubs/Kirchmair-Cycling