Cyclocrosser: Querfeldein
Cyclocrosser 2021 im Test: 12 Crossräder für das Gelände
in Test & Technik
Räder mit Rennlenkern und Stollenreifen boomen – sie liegen im Trend. Man sieht immer mehr davon. Doch die meisten davon gehören zu einer „neuen Radmodell-Gattung“: den Gravel-Bikes. Dieser Test dreht sich jedoch um eine andere geländegängige Gattung schneller „Gelände-Rennräder“, die sehr viel älter ist – und deutlich sportiver: Cyclocrosser.
Das erste dokumentierte Querfeldein-Rennen fand im Jahr 1903 statt. Mehr Tradition geht nicht. Die deutschen Weltmeister in dieser Disziplin heißen Rolf Wolfshohl, Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge.
Cyclocrosser und Gravelbikes: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Unterschiede zwischen der „alten“ Radgattung der Querfeldein-Räder beziehungsweise Cyclocrosser und der neu aufgekommenen Kategorie der „Gravelbikes“ liegen in den Details.
Die Gemeinsamkeiten: Profilierte Reifen, Renn-Bügel-Lenker, eine geländegängige Ausstattung. Die größten Unterschiede liegen in den Rahmen-Geometrien – und in der Wahl der Reifen.
Crosser sind traditionell: Renngeräte – ohne Kompromisse. Der Fahrkomfort zählt definitiv nicht zu ihren Stärken. Diese liegen in ihrer enorm hohen Agilität und ihrer Robustheit.
Cyclocrosser und Gravelbike: Wo ist der Unterschied?
Cyclocrosser an Rennrad-Modelle angelehnt
Bei vielen Herstellern sind einige Geometriedetails der Cross- an Rennrad-Modelle angelehnt. So sind oftmals die Oberrohrlängen und die Steuerrohrlängen mit jenen von Rennrad-Rahmen identisch. Jedoch weisen der Hinterbau und die Gabel deutlich mehr Durchlauffreiheit auf.
Die bedeutendste Besonderheit von Cross-Modellen betrifft ihr Fahrverhalten: Sie zeichnen sich in der Regel durch eine enorme Agilität, eine aggressiv-sportive Geometrie und somit eine recht gestreckte Sitzposition aus. Die Tretlagerhöhe von Rennrädern behält man oft bei, dafür wird der Lenkwinkel etwas flacher und die Gabelvorbiegung nimmt zu.
Agilität & Komfort
Manche Hersteller, wie etwa Rose, bieten auf einer Rahmenplattform, in diesem Fall jener des Modells „Backroad“, ein Gravel- und ein Cyclocross-Rad an. Die Grenze zwischen Gravelbikes und Cyclocrossern verläuft demnach fließend.
Die maximal erlaubte Reifenbreite für den Einsatz bei Cyclocross-Rennen beträgt nur 33 Millimeter. Daran orientieren sich noch immer viele Hersteller und verbauen oftmals nur bis zu 35 Millimeter schmale Pneus an ihren Cross-Modellen.
Doch auch in diesem Testfeld werden die „Gattungsgrenzen“ aufgeweicht. Manche Testmodelle sind traditionelle, schnelle, steife Racer. Andere sind dagegen etwas mehr auf den Fahrkomfort und die Langstrecke ausgelegt – und kommen somit in Sachen Fahr-Performance und Ausstattung Gravel-Modellen nahe.
Diese 12 Cyclocrosser haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
Ritchey | Swiss Cross | 1449 Euro (Rahmenset) | |
Cube | Cross Race SL | 1461 Euro | |
Bombtrack | Tension 1 | 2000 Euro | |
Stevens | Vapor | 2099 Euro | |
Canyon | Inflite CF SL 7 | 2729 Euro | Testsieger |
Alan | Super Cross Race | 3190 Euro | |
Trek | Boone 6 | 3410 Euro | Kauftipp |
Gunsha | ATR Steel | 3490 Euro | |
Scott | Addict CX RC | 3499 Euro | |
Cannondale | SuperX 1 | 3799 Euro | |
Giant | TCX Advanced Pro 0 | 4678 Euro | Race-Tipp |
Liv | Brava Advanced Pro 0 | 4678 Euro | Race-Tipp |
Die ausführliche Testberichte der Cyclocrosser lesen Sie in der RennRad 11-12/2020. Hier können Sie die Ausgabe als E-Paper oder Printmagazin bestellen.
Die getesteten Cyclocrosser in der Bildergalerie
Bremsen & Ausstattung
Einfach-Schaltgruppen mit nur einem Kettenblatt vorne sind im Cross sehr beliebt. Ohne zweites Blatt kann sich kein Dreck zwischen den Kettenblättern oder im Umwerfer aufstauen. Zudem wird oft unter Last geschaltet: In Verbindung mit Schlamm kann dies zum Abspringen oder Verklemmen der Kette, dem „Chainsuck“, führen.
Die Vorteile überwiegen: weniger bewegliche Teile, weniger Verschleiß, weniger Wartung, weniger Gewicht, weniger Verschalten.
Die Nachteile: Bei Einfach-Gruppen sind die Sprünge zwischen den Gängen teilweise recht groß. Zwei Kettenblätter vorne ermöglichen natürlich feinere Abstufungen der Gänge.
Bis vor wenigen Jahren waren die besten Cross-Fahrer der Welt noch mit Cantilever-Felgenbremsen im Gelände unterwegs – inzwischen hat sich auch im Querfeldein-Sport die Scheibenbremse durchgesetzt. Der Scheibendurchmesser unserer Testmodelle beträgt zumeist 160 Millimeter – hinten wie vorne.
Reifenwahl
Das Thema Reifenwahl beherrscht den Cyclocross-Sport: Die Pneus beeinflussen den Speed, den Grip, die Dämpfung. Die breitesten Reifen in diesem Testfeld sind am Ritchey SwissCross und am Cannondale SuperX montiert: Die 40-Millimeter-Pneus von Ritchey beziehungsweise WTB überzeugen im Test. Auuch da sie mit einem sehr geringen Luftdruck gefahren werden können und so klar zum Fahrkomfort beitragen.
Einige Modelle dieses Testfeldes sind klassische Cross-Räder: schnell, steif, hart, agil. So etwa das Giant TCX Advanced Pro 0, das mit nur 7,54 Kilogramm Gewicht leichteste Rad in diesem Test. Es punktet somit auch bei dem Parameter „Beschleunigungsverhalten“ am stärksten.
Am anderen Ende der Ausrichtungs-Skala findet sich etwa das robuste Bombtrack Tension 1: Es ist klar in Richtung Komfort, Langstrecken- und Alltagstauglichkeit ausgerichtet.
Diese Redakteure arbeiteten am Cyclocrosser-Test mit: David Binnig, Johann Fährmann, Magdalena Weigl, Jan Zesewitz