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Tour de France 2019 – Rückblick: Berge, Taktik und neue Stars

Teamwork

Tour de France 2019 – Rückblick: Berge, Taktik und neue Stars

Die Tour de France 2019 stand im Zeichen von Teamwork, Taktik und einem aufgehenden Stern am Radsport-Himmel: dem jüngsten Tour-Sieger aller Zeiten, Egan Bernal.
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Der Tag, an dem die Tour de France 2019 vorentschieden wird, beginnt mit Tränen. Mit dem Ende des bis dahin wohl stärksten Bergfahrers: Thibaut Pinot kann nicht mehr. Der Schmerz in seinem Knie ist zu groß. An dem Tag, an dem der 2764 Meter hohe Col de l’Iséran der entscheidende Anstieg ist, hält Thibaut Pinot noch vor den ersten Bergen an, umarmt seinen Teamkollegen Matthieu Ladagnous und setzt sich in den Teamwagen. Pinot fuhr bis dahin die Tour seines Lebens. Seine Aufgabe sorgt für den ersten – traurigen – Höhepunkt dieser entscheidenden 19. Etappe.

Die 18 Renn-Tage zuvor boten bereits etliche Spektakel: Der Auftakt in Brüssel zu Ehren von Eddy Merckx, die Dominanz von Jumbo-Visma im Mannschaftszeitfahren, Julian Alaphilippes erster Sieg auf den schmalen Straßen nach Épernay, Thomas De Gendts Etappensieg nach einer Flucht über 200 Kilometer.

Tour de France 2019: Die entscheidende Etappe

14 Tage in Gelb für Julian Alaphilippe, der im Land der Grand Boucle die Hoffnung auf den ersten französischen Tour-Sieg seit Bernard Hinaults Triumph 1985 weckte. Seine Zeit im Maillot Jaune gipfelte in seinem hochemotionalen Etappensieg beim Einzelzeitfahren in Pau. Alaphilippe zählte eher zu den Kandidaten für Etappensiege und das Bergtrikot als auf den Gesamtsieg, doch der Franzose ließ sich von den Favoriten nicht abschütteln. Bis zur 19. Etappe. Bis zum Iséran.

Dort attackierte ein 22-Jähriger im Weißen Trikot, baute seinen Vorsprung immer weiter aus und stürzte sich – gemeinsam mit seinem Mitausreißer Simon Yates – in die Abfahrt. Dies war die entscheidende Attacke zum Tour-Sieg von Egan Bernal. Denn in dieser Abfahrt war Schluss.

Statt sich im Tal auf den Aufstieg nach Tignes vorzubereiten, wurde die Etappe abgebrochen. Ein Erdrutsch auf der Straße machte die Fortsetzung unmöglich. Die Zeiten bei der Überfahrt der Bergwertung am Iseran wurden als Etappenergebnis festgelegt.

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Egan Bernal: Jüngster Tour-de-France-Sieger der Geschichte

Bernal erhielt das Gelbe Trikot und verteidigte es auch auf dem Weg nach Val Thorens. Er ist einer der jüngsten Sieger in der Geschichte der Tour. Und der erste Südamerikaner, der das Maillot Jaune auf den Champs-Élysées trägt. Er ist der verdiente Sieger. Trotz der Aufgabe von Thibaut Pinot, trotz Alaphilippes Kampfgeist und trotz des Abbruchs dieser geschichtsträchtigen 19. Etappe.

Auch ein deutscher Fahrer zählt zu den Protagonisten dieser Tour: Emanuel Buchmann ist während dieser Ereignisse und auch bei den anderen Bergetappen immer an der Entscheidung beteiligt. Am Ende fehlen ihm 25 Sekunden auf das Podium in Paris. „So die Tour de France zu beenden, ist eine absolute Traumvorstellung. Die Top Ten waren das Ziel und der vierte Platz ist richtig geil“, sagte er in Paris.

Am Tourmalet ist er in der Spitzengruppe, als Thibaut Pinot einen Etappensieg feiert. Die Bergankunft in Prat d’Albis am Tag darauf beendet er auf Rang vier – vor Egan Bernal und den anderen Favoriten, 18 Sekunden hinter Pinot. Doch auch Emanuel Buchmann ist nicht in der Lage, die Fahrer des, wie gewohnt, dominierenden Teams entscheidend zu distanzieren: die Fahrer des Teams Ineos.

Die Dominatoren

Die Equipe zeigte nicht ganz ihre gewohnte Dominanz aus den Vorjahren, als sie unter dem Namen Team Sky das Feld mit einem gnadenlosen gleichmäßigen Tempo in den Bergen ans Limit brachte – und belegte am Ende doch die ersten beiden Plätze im Gesamtklassement. Denn der Vorjahressieger Geraint Thomas wurde, auch dank seines exzellenten Einzelzeitfahrens, Gesamtzweiter.

Ohne Thibaut Pinot war Egan Bernal in den Alpen wohl der stärkste Fahrer. Die Ineos-Taktik ging am Ende auf. Obwohl Jumbo-Visma mit Steven Kruijswijk und starken Helfern wie Laurens De Plus den Briten Probleme bereitete – genauso Groupama-FDJ mit Pinot und dem jungen David Gaudu und Bora-Hansgrohe mit Emanuel Buchmann. Doch die Dominanz des britischen Teams blieb ungebrochen – es war der siebte Sieg in den vergangenen acht Jahren.

Diese Bilanz kann auch Peter Sagan vorweisen. Mit seinem siebten Gewinn des Grünen Trikots ist er nun der alleinige Rekordhalter vor Erik Zabel. In den Massensprints spielte zwar Caleb Ewan mit drei Etappensiegen die Hauptrolle, Sagans Führung in der Punktewertung war jedoch von der ersten Woche an unangefochten. In Colmar gewann der Slowake zudem seine zwölfte Tour-Etappe.

Der große Star der Tour de France 2019

Enttäuschend verlief die Tour hingegen für das Team Movistar, das keinen seiner drei Kapitäne Alejandro Valverde, Mikel Landa und Nairo Quintana in Podiumsnähe platzieren konnte, wofür wohl auch innere Streitigkeiten gesorgt haben. Quintana konnte mit einem Etappensieg am Col du Galibier für Schadensbegrenzung sorgen.

Der große Star dieser Tour war jedoch sein erst 22-jähriger kolumbianischer Landsmann: Egan Bernal. Er will seinen Triumph in diesem September wiederholen. Als Kapitän des Teams Ineos.

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